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09.11.2016 |

Studie: Globale Fleischsteuer wäre gut fürs Klima und die menschliche Gesundheit

Feisch
Weniger Fleisch - gut für Klima und Gesundheit (Foto: CC0)

Weltweit höhere Steuern auf Fleisch und Milch würden zu einer starken Reduzierung der Treibhausgasemissionen führen und jährlich eine halbe Million Menschenleben durch eine gesündere Ernährung retten. Das ist das Ergebnis einer am 7. November im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford, die sich erstmals aus globaler Perspektive mit den Auswirkungen einer Klimasteuer auf Lebensmittel befasst. Demnach müsste Rindfleisch weltweit um 40 Prozent teurer werden, damit die bei der Produktion entstandenen Klimaschäden ausgeglichen werden. Bei Milch und anderen Fleischsorten müsste der Anstieg 20 Prozent betragen und auch der Preis von Pflanzenölen müsste deutlich ansteigen. Das würde den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge dazu führen, dass der Konsum emissionsreicher Lebensmittel um 10 Prozent zurückgeht und sich die Menschen gesünder ernähren. Der Studie zufolge könnte dies bis 2020 eine Milliarde Tonnen Treibhausgasemissionen eingesparen – mehr als der weltweite Flugverkehr momentan verursacht.

„Die Einberechnung von Emissionen in Lebensmittelpreise würde einen dringend nötigen Beitrag des Ernährungssystems zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels leisten“, so der Hauptautor der Studie, Dr. Marco Springmann vom Oxford Martin Programme on the Future of Food. „Wer 40% mehr für sein Steak bezahlen muss, entscheidet sich womöglich nur einmal statt zweimal die Woche dafür.” Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Preismodelle, darunter ein Modell, in dem Lebensmittelpreise die bei der Produktion verursachten Emissionen widerspiegeln, und ein System, in dem die Steuereinnahmen eingesetzt werden, um die höheren Lebensmittelpreise für Verbraucher abzufedern und Anreize für den Verzehr von Obst und Gemüse zu schaffen. „Lebensmittelpreise sind ein sensibles Thema“, betont Dr. Springmann. Daher nahmen die Forscher genau unter die Lupe, ob die bei der Lebensmittelproduktion entstandenen Emissionen auf den Preis aufgeschlagen werden können, ohne die Gesundheit gerade einkommensschwacher Menschen und Länder aufs Spiel zu setzen. Demnach kann eine angemessen gestaltete Klimasteuer auf Lebensmittel in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen sowie in den meisten Staaten mit geringem Einkommen eine gute Maßnahme zur Förderung der Gesundheit und zur Minderung des Klimawandels sein, schlussfolgern die Autoren. Eine Fleischsteuer würde für Millionen Menschen die Wahrscheinlichkeit senken, an ernährungsbedingten chronischen Krankheiten zu leiden, wie Typ-2-Diabetes oder Herzkrankheiten. Bis 2020 könnten durch eine Ernährung mit weniger rotem Fleisch, aber mehr Obst und Gemüse und durch die Senkung von Übergewicht und Fettleibigkeit weltweit 500.000 Todesfälle vermieden werden.

Würden jedoch die Lebensmittel einfach nur teurer ohne Ausgleichsmaßnahmen, hätte dies in einigen armen Ländern, besonders in Subsahara-Afrika und Südostasien, negative Folgen, da die Verfügbarkeit von Lebensmitteln sinken und mit Untergewicht verknüpfte Todesfälle zunehmen könnten. Doch wenn eine Klimasteuer mit Einkommenshilfen für arme Bevölkerungsschichten und Subventionen für gesunde Lebensmittel kombiniert wird, wäre das der Gesundheit in allen 150 untersuchten Ländern zuträglich. „Bisher wurde Lebensmittelproduktion und -konsum bei der Klimapolitik ausgeklammert, da es teils Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit gab“, betont Dr. Springmann. „Wir zeigen hier jedoch auf, dass die Besteuerung von Lebensmitteln entsprechend ihrer Klimabilanz nicht nur zu geringeren Emissionen, sondern auch zu einer gesünderen Ernährung in fast allen Ländern der Welt führen könnte.“ (ab)

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