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31.10.2016 |

In Saus und Braus: Menschheit übernutzt natürliche Ressourcen

Erde
2030 benötigt die Menschheit eine zweite Erde (Foto: CC0)

Die Menschheit geht so verschwenderisch mit den natürlichen Ressourcen um, dass im Jahr 2030 zwei Planeten zur Deckung des Bedarfs an Lebensmitteln, Wasser und Energie nötig wären. Der Raubbau an der Natur hat fatale Folgen, wie den enormen Verlust der Artenvielfalt, warnt die Umweltschutzorganisation WWF in ihrem am 27. Oktober veröffentlichten „Living Planet Report 2016“. Bereits heute verbraucht die Weltbevölkerung rein rechnerisch 1,6 Erden, da sie mehr Ressourcen in Anspruch nimmt als die Natur regenerieren kann. Seit 1970 sind die untersuchten Wildtierbestände um durchschnittlich 58% zurückgegangen und werden bis zum Jahr 2020 voraussichtlich um 67% schrumpfen. „Die Menschheit treibt die Erde in einen lebensbedrohlichen Burn-Out“, warnte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. „In einer Welt mit begrenzten Ressourcen muss deren nachhaltige Nutzung endlich zu einer der obersten Handlungsmaximen von Politik und Wirtschaft werden. Wir brauchen eine neue Definition von Wohlstand und Erfolg, die die Gesundheit von Individuen, der Gesellschaft und der Umwelt einbezieht.“

Deutschland gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen ökologischen Fußabdruck und überschreitet seit Langem die Grenzen der ökologischen Nachhaltigkeit. Hauptursache für den Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie der Belastung von Böden und Gewässern sei die Landwirtschaft: „Die konventionelle Nahrungsmittelproduktion gehört zu den Hauptverursachern des Verlusts biologischer Vielfalt. Sie zerstört wertvolle Lebensräume, übernutzt Fischbestände, sie hinterlässt Schadstoffe und trägt zum Bodenverlust bei. Diese Form der Nahrungsmittelproduktion ist außerdem Ursache für die Überschreitung planetarer Grenzen bei Stickstoff und Phosphor. Sie beeinflusst stark den Klima- und Landnutzungswandel, den Wasserverbrauch und die Biosphäre“, betont der Bericht. Die Zeche für diesen Raubbau zahlt Deutschland aber nicht allein, denn große Teile des ökologischen Fußabdrucks wurden in andere Länder ausgelagert. So importierte der deutsche Agrarsektor im Durchschnitt der Jahre 2011–2013 Produkte, für deren Anbau rund 5,5 Millionen Hektar Anbaufläche benötigt wurden. Knapp die Hälfte dieser Fläche entfällt auf die Fleischproduktion, für die Deutschland Flächen für den Anbau von Soja in Südamerika beansprucht. Der Anbau dieser meist gentechnisch veränderten Soja geht einher mit der Abholzung von Wäldern und einem hohen Pestizideinsatz. Für die Produktion von Palmöl, das für Biokraftstoffe, Kosmetik, Nahrungs-, Futter- und Reinigungsmittel benötigt wird, belegt Deutschland rund 400.000 Hektar in Indonesien und Malaysia.

Der WWF fordert von der Bundesregierung tiefgreifende Reformen. Notwendig seien eine erfolgreiche Energiewende, eine ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft und ein Finanzsystem, das auf Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit abziele. In der Landwirtschaft müsse Wert auf eine natur- und landschaftsverträgliche Produktion im Inland gelegt werden. Um die künftige Nachfrage nach Agrarprodukten zu decken, müsse es gelingen, die damit verbundenen Umweltschäden und die Verluste entlang der Nahrungsmittelkette zu vermeiden. Dafür sei eine Agrarwende nötig, denn „die gegenwärtigen Strukturen des industrialisierten globalen Lebensmittelsystems stärken den Status quo. Dazu gehören Agrarsubventionen, einseitige Forschungsprogramme und die Marktdominanz multinationaler Agrar- und Lebensmittelkonzerne“, betont der Bericht. „Der Übergang zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion, die vielfältige, gesunde Lebensmittel für alle bereitstellt, ohne die planetaren Grenzen zu überschreiten, ist eine gewaltige Herausforderung“, lautet das Fazit. (ab)

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