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12.10.2016 |

Landnahme: Investoren eignen sich 26,7 Millionen Hektar Agrarflächen an

Field
Ackerland steht hoch im Kurs bei Investoren (Foto: CC0)

Der Run auf Ackerland hält an: Rund 26,7 Millionen Hektar Land haben sich Investoren seit dem Jahr 2000 weltweit für landwirtschaftliche Zwecke angeeignet – eine Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich und Slowenien zusammen. Das geht aus einem neuen Bericht der Landmatrix hervor, einer unabhängigen Initiative, die Daten zu großflächigen Landkäufen in Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommens erfasst und auswertet. Damit sind gut 2% der globalen Ackerfläche seither in den Besitz von Investoren übergegangen. Der Bericht „Land Matrix Analytical Report II: International Land Deals for Agriculture“ zeigt eine noch weitaus größeres Ausmaß des Landhungers: Insgesamt sind in der Landmatrix-Datenbank 1.204 abgeschlossene Geschäfte gelistet, die sich insgesamt auf über 42,2 Millionen Hektar Land erstrecken. 1004 davon haben die landwirtschaftliche Nutzung zum Ziel. Hinzu kommen geplante Deals im Umfang von 20 Millionen Hektar sowie mittlerweile geplatzte Geschäfte über 7,2 Millionen Hektar. Bei 70% der 1004 Agrardeals wird bereits angebaut: „Wir beobachten, dass immer mehr Agrarflächen nicht nur den Besitzer gewechselt haben, sondern zunehmend aktiv bewirtschaftet und genutzt werden – zum Beispiel für den Anbau von Getreide, Ölpalmen und Zuckerrohr“, so GIGA Research Fellow Dr. Kerstin Nolte, eine der Autorinnen des Berichts. Mit 9,2 Millionen Hektar oder 38% ist das Hauptziel der Landnahmen für landwirtschaftliche Nutzung zwar der Anbau von Lebensmitteln, aber bei 23% der Fläche ist das Ziel der Nutzung noch unklar. Das heißt es werden Flexcrops wie Ölpalmen angebaut, die je nach Bedarf der Produktion von Lebensmitteln, Biosprit, Tierfutter oder Kosmetik dienen können. Flächen für die Biospritproduktion machen 21% aus. Der am stärksten betroffene Kontinent ist Afrika. Dort erfasste der Bericht 422 Abkommen über eine Gesamtfläche von 10 Millionen Hektar. Beliebt sind aber auch Osteuropa und Südostasien. Die meisten Investoren stammen aus Malaysia, den USA, Großbritannien, Singapur und Saudi-Arabien. Westeuropäische Investoren haben sich in 315 Deals 7,3 Millionen Hektar unter den Nagel gerissen. Für Deutschland listet die Land Matrix aktuell 26 Geschäfte im Umfang von 433.000 Hektar. Bei den angeeigneten Flächen handelt es sich nicht um unberührtes Land, sondern meist um Land, das zuvor von der Bevölkerung vor Ort landwirtschaftlich genutzt wurde. Betroffene Gemeinden werden oftmals nicht vorab konsultiert oder in Verhandlungen einbezogen. Nicht selten führen Landgeschäfte zur Vertreibung von Gemeinden. „Die Auswirkungen auf die betroffenen Bevölkerungsgruppen vor Ort werden sich in den nächsten Jahren vermutlich weiter verschärfen“, warnt Markus Giger von der Universität Bern und Mitautor des Berichts. „Ein Mangel an Transparenz und die Marginalisierung der lokalen Akteure schwächen die Verhandlungsposition der Kleinbauern und indigenen Völker.“ Während in der Anfangsphase eines Projekts beim Aufbau von Gebäuden und Infrastruktur meist Arbeitskräfte benötigt werden, nimmt der Bedarf mit Einsetzen der landwirtschaftlichen Produktion ab. „Die geringe Arbeitsintensität legt nahe, dass kapitalintensive Produktionsmethoden vorherrschen und daher die Kapazität zur Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum begrenzt ist“, so der Bericht. Mit Blick auf das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele fordern die Autoren eine Überwachung der sozialen und ökologischen Auswirkungen großflächiger Landgeschäfte. (ab)

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