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11.10.2016 |

US-Agrarexporte stillen nicht den Welt- sondern den Fleischhunger

Weizen
US-Landwirte ernähren nicht die Hungernden (Foto: CC0)

Die US-amerikanische Landwirtschaft produziert nicht für die Armen und Hungernden der Welt, sondern der Löwenanteil der Agrarexporte geht an reiche Länder. Das ist die Botschaft eines neuen Berichts der Umwelt- und Verbraucherorganisation Environmental Working Group (EWG), der den von der Agrarlobby genährten Mythos, dass US-Farmer ihre Produktion zur Ernährung einer wachsenden und millionenfach hungernden Weltbevölkerung verdoppeln müssen, ordentlich zerpflückt. „Wir wollten die falsche Vorstellung, dass US-Landwirte Menschen in von Unterernährung betroffenen Ländern ernähren, und die Behauptung, dass sogenannte „moderne“ landwirtschaftliche Verfahren dazu die einzige Lösung sind, auseinander nehmen“, erklärt die Autorin des Berichts, Anne Weir Schechinger von der EWG. „Es handelt sich schlichtweg um einen Mythos, der vom US-Agribusiness übernommen und eingesetzt wird, um die Öffentlichkeit von der Realität abzulenken. Die unbestrittene Tatsache ist, dass wir vor allem Fleischprodukte und Futtermittel an die reichsten Länder exportieren und wenig Lebensmittel an die Nationen, die Schwierigkeiten haben, ihre Bevölkerung zu ernähren.“ Den EWG-Analysen zufolge entfielen 2015 rund 86% der Agrarexporte nach Warenwert (114,4 Milliarden US-Dollar) auf die 20 Hauptimporteure – 19 einzelne Länder und die EU. Fast alle dieser Hauptabnehmer erzielten beim Human Development Index (HDI) hohe oder sehr hohe Werte für menschliche Entwicklung und nur ein geringer Anteil der Bevölkerung litt an Unterernährung. Die meisten Exporte gingen nach Kanada, China, Mexiko, die EU, Japan und Südkorea. 2015 machten Fleisch und Milchprodukte sowie Tierfutter 50% der US-Agrarexporte an die Top-20 aus. Dies bedeutet, dass die US-Exporte vor allem dazu dienen, die Nachfrage nach mehr Fleisch und einer abwechslungsreicheren Ernährung der bereits wohlhabenden Länder oder denen mit einer wachsenden Mittelschicht zu decken. Weniger als 1% der US-Agrarexporte war für die 19 am stärksten von Unterernährung betroffenen Länder bestimmt, darunter Haiti, Jemen und Äthiopien. Die Exporte aus den USA machten zwischen 2004 und 2013 gemeinsam mit Lebensmittelhilfe gerade einmal zwischen 2 und 4.4% der Lebensmittelvorräte dieser 19 Länder aus. „Die Behauptung, dass US-Landwirte und Agrarkonzerne die Welt ernähren müssen, ungeachtet der Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, verhüllt eine Geschäftsmöglichkeit unter dem Deckmantel der moralischen Notwendigkeit“, kritisiert der Bericht. Sie diene dazu, die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Abhängigkeit von Mineraldünger und Pestiziden, die mit einer beträchtlichen Belastung von Luft, Wasser und Böden und für die menschliche Gesundheit einhergehe, zu legitimieren. Die Hauptursache für Hunger bleibt Armut, betont der Bericht. Wenn US-Agrarkonzerne wirklich den Welthunger beseitigen wollen, sollten sie Kleinbauern in Entwicklungsländern dabei unterstützen, ihre Produktivität und Einkommen zu verbessern und agrarökologische Anbaumethoden fördern, schlussfolgert der Bericht. „Die Reduzierung der Armut, die Erhöhung des Einkommens von Frauen, Ernährungserziehung, die Verbesserung der Infrastruktur wie von Straßen und Märkten zur Eröffnung des Zugangs zu Nahrung und die Beendigung von Kriegen und Konflikten – all dies könnte unterernährten Menschen weltweit dabei helfen, sich selbst besser zu ernähren.“ (ab)

06.10.2016 |

Preise für Ackerland in Deutschland explodieren weiter

Acker
Die Preise für Ackerland in der BRD wachsen in den Himmel (Foto: CC0, Brockenhexe)

Die Preise für Ackerland in Deutschland explodieren weiter: In den letzten 10 Jahren haben sich der Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke mehr als verdoppelt. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird, da immer mehr nicht-landwirtschaftliche Investoren auf Ackerland als Geldanlage setzten und aufgrund knapper Flächen Landwirte zunehmend mit Siedlungsbau und Verkehr konkurrieren müssen. Einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur zufolge geht das Landwirtschaftsministerium davon aus, dass Kauf- und Pachtpreise kurz- und mittelfristig weiter anziehen werden, da der Druck auf den Bodenmarkt nicht nachlässt: „Außerlandwirtschaftliches Investorenkapital sucht sich verstärkt Anlagemöglichkeiten im Agrarbereich“, hieß es laut dpa auf Anfrage. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mussten Landwirte im Jahr 2015 für den Hektar im bundesdeutschen Durchschnitt 19.578 Euro auf den Tisch legen. Zwei Jahre zuvor waren es mit 16.381 Euro gut 3000 Euro weniger, während 2006 der Preis pro Hektar noch bei 8909 Euro lag. Die regionalen Unterschiede sind noch stark ausgeprägt: Im früheren Bundesgebiet kostete 2015 der Hektar im Schnitt 29.911 Euro, Bauern in den neuen Bundesländern mussten „nur“ 14.197 Euro berappen. Spitzenreiter ist Bayern mit einem stolzen Preis von 47.358 Euro je Hektar Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 38.720 Euro. Im Saarland mussten Käufer nur 9.972 Euro auslegen, auch in Thüringen und Sachsen war der Hektar mit 10.450 bzw. 10.871 Euro erschwinglicher. Neuere Zahlen für 2016 wurden noch nicht veröffentlicht, doch eine Trendwende gilt als unwahrscheinlich. Denn die für die Landwirtschaft zur Verfügung stehende Fläche wird immer knapper. Während der letzten 60 Jahre hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland mehr als verdoppelt. Im Jahr 2014 wurde täglich eine Fläche von 69 Hektar neu ausgewiesen - meist zulasten der Landwirtschaft und fruchtbarer Böden. Das entspricht etwa der Größe von 100 Fußballfeldern. Das Ziel der Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, bis 2020 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar pro Tag zu verringern, ist immer noch in weiter Ferne. In Nordrhein-Westfalen nahm der Wert für neu versiegelte Flächen im letzten Jahr sogar wieder zu. Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche um satte 9,3 Hektar – täglich. 2014 lag der Wert noch bei 9 Hektar. „Auf Beton wächst kein Brot und entwickelt sich erst recht kein Artenreichtum“, kritisierte der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Bernhard Conzen. (ab)

30.09.2016 |

Aussortierte Lebensmittel: Deutsche wollen Spendenpflicht für Supermärkte

Supermarkt
Viel davon landet später im Müll (Foto: CC0, Karen 282)

Eine klare Mehrheit der Deutschen will, dass Supermärkte per Gesetz zum Spenden von abgelaufenen Lebensmitteln verpflichtet werden. Zu diesem Ergebnis gelangt eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap, die einer dpa-Meldung zufolge im Auftrag der Organisation abgeordnetenwatch.de Ende September bundesweit durchgeführt wurde. Demnach sprachen sich 87% der Befragten für ein solches Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung aus. Rückhalt für eine Spendenpflicht gibt es in allen politischen Lagern – die Zustimmung reichte von 95% bei Grünen-Wählern bis zu 72% bei FDP-Anhängern. Laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums landen jedes Jahr in Deutschland elf Millionen Tonnen meist noch genießbare Lebensmittel im Müll. Abnehmer für die von Supermärkten, Bäckereien oder in Restaurants entsorgten Lebensmittel gäbe es genügend. Erst am Dienstag beklagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutsche Tafel, Jochen Brühl, dass immer mehr Menschen auf gespendete Lebensmittel angewiesen sind. Fast 1,8 Millionen Menschen in Deutschland suchen regelmäßig Tafeln auf, darunter auch etwa 280 000 Flüchtlinge. Die Zahl der Tafelkunden habe 2015/16 im Vergleich zu 2014 um 18% zugenommen, während der Anstieg bei den Lebensmittelspenden nur 10% betrug. Frankreich hat der Lebensmittelverschwendung durch Supermärkte bereits im Frühjahr 2016 per Gesetz einen Riegel vorgeschoben. Supermärkte dürfen nun keine unverkauften Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen diese zum Beispiel an Tafeln oder Hilfsorganisationen spenden. Bei Verstößen drohen saftige Strafen. Italien hatte im August nachgezogen und ein Gesetz verabschiedet, mit dem die jährlich rund fünf Millionen Tonnen verschwendeter Lebensmittel um mindestens eine Million Tonnen reduziert werden sollen. Anders als der französische Vorstoß setzen die Italiener dabei eher auf Anreize wie Steuererleichterungen. Die Bundesregierung sträubt sich jedoch bisher gegen jegliche gesetzliche Vorgaben und setzt auf Freiwilligkeit und Informationskampagnen. Doch viele Bürger wünschen sich offenbar ein gesetzliches Verbot der Lebensmittelverschwendung. Eine Online-Petition, die ein Gesetz auf EU-Ebene fordert, das Supermärkte zur Abgabe von überschüssigen Lebensmitteln an Wohltätigkeitsorganisationen verpflichtet, hat bereits mehr als 800.000 Unterzeichner gefunden. (ab)

29.09.2016 |

Landraub: Oxfam warnt vor zunehmenden Konflikten und Vertreibungen

Sri Lanka
In Sri Lanka mussten Menschen Hotels weichen (Foto: CC0)

Allein in den letzten vier Jahren haben Regierungen und Investoren weltweit Verträge über Landdeals abgeschlossen, die eine Fläche so groß wie Deutschland umfassen. Dies birgt die Gefahr, dass Millionen Menschen von ihren Flächen vertrieben werden und Landkonflikte eskalieren, warnt die Entwicklungsorganisation Oxfam. In einem neuen Bericht belegt Oxfam anhand von sechs Fallbeispielen, dass die weltweiten Landnahmen durch Regierungen und Konzerne Methode haben. „Wir treten in eine neue und noch gefährlichere Phase des globalen Runs auf Ackerland ein“, sagt Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International. „Der fieberhafte Handel mit Millionen Hektar Wald, Küstengebieten und Ackerland hat zu Mord, Vertreibung und Ethnozid geführt. Landverträge werden unterzeichnet und Projekte begonnen ohne die Zustimmung der dort lebenden Gemeinden. Dies schafft den Nährboden für wachsende Konflikte in den kommenden Jahren, wenn Landrechte jetzt nicht besser geschützt werden“, warnt sie. Das von Oxfam kritisierte Ausmaß der Landverkäufe wird eindrücklich belegt durch Zahlen aus einem noch unveröffentlichten Bericht der Land Matrix, einem Zusammenschluss internationaler Nichtregierungsorganisationen. Demnach wurden 75% der in den letzten 16 Jahren vereinbarten 1500 Landgeschäfte in Vertragsform gegossen und die geplanten Projekte nehmen Gestalt an – das sind drei Mal so viele vertraglich abgesicherte Geschäfte im Vergleich zur letzten Bestandsaufnahme vor vier Jahren. Bis zu 59% der Deals betreffen Gemeindeland, das von indigenen Völkern und kleineren Gemeinschaften beansprucht wird, deren traditionelle Besitzrechte selten von Regierungen anerkannt werden. Ein Dialog mit den Gemeinden findet in der Regel nicht statt, Morde sowie Vertreibungen ganzer Dörfer nehmen zu. „Millionen Menschen ihr Land wegzunehmen, ist der weltweit größte Angriff auf die Identität, die Würde, die Sicherheit der Menschen und schadet auch der Umwelt“, erklärt Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland. „Sichere Landrechte sind zentral, um Hunger und soziale Ungleichheit zu mindern sowie den Klimawandel zu bekämpfen.“ Doch gerade daran mangelt es in vielen Weltregionen, wie der Oxfam-Bericht anhand von Beispielen aufzeigt. So kämpfen die Quechua, eines der 55 indigenen Völker in Peru, seit Jahren um Landtitel, während die Regierung lieber Lizenzen zur Ölbohrungen an Konzerne vergibt. Auch die Aborigines in Australien haben einen schweren Stand. In Sri Lanka vertrieb das Militär im Jahr 2010 in der Region Paanama insgesamt 350 Familien gewaltsam aus ihren Dörfern, um das Land für Militärcamps und Hotels zu nutzen. „Sie kamen nachts. Maskierte und bewaffnete Männer setzten Häuser und Felder in den Küstendörfern Shasthrawela und Ragamwela in Brand“, zitiert der Oxfam-Bericht einen Dorfbewohner. Die Menschen können keine Lebensmittel mehr anbauen und müssen Geld für Essen ausgeben, das an anderer Stelle fehlt. Das Land befand sich seit Generationen im Besitz der Dorfgemeinschaft, doch offiziell kann in Sri Lanka eine Gemeinde keinen gemeinsamen Landtitel erwerben, da dies nur Einzelpersonen oder Vereinen gestattet ist. Zwar beschloss die Regierung im Jahr 2015 die Rückgabe des Landes, doch getan hat sich seither nichts. Oxfam fordert daher die sofortige Rückgabe der 137 Hektar Land an die betroffenen Familien, um so ein klares Zeichen gegen Landraub und für den Schutz von Landrechten setzen. (ab)

27.09.2016 |

Bericht fordert mehr Einsatz gegen Lebensmittelverschwendung

Karotte
Karotten zum Verrotten (Foto: Pixabay, WikimediaImages)

Regierungen und Unternehmen weltweit müssen den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung verstärken, um das Nachhaltigkeitsziel 12.3 zu erreichen. So lautet die Botschaft eines am 22. September erschienenen Berichts von Champions 12.3, einem Bündnis aus Regierungs- und Unternehmensvertretern und der Zivilgesellschaft. Der Bericht zieht Bilanz zu den Fortschritten bei Unterziel 12.3 der im Herbst 2015 von der internationalen Gemeinschaft verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs). Target 12.3 sieht vor, bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die in der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Dem Bericht zufolge haben Regierungen und Organisationen in Europa, Afrika und den USA im letzten Jahr schon eine Reihe beachtlicher Maßnahmen ergriffen, doch angesichts des Ausmaßes des Problems sind stärkere Anstrengungen vonnöten. Ein Drittel aller weltweit erzeugten Lebensmittel gelangt nie auf unsere Teller. Dies verursacht jährlich $940 Milliarden an wirtschaftlichen Einbußen und 8% aller Treibhausgasemissionen. „Die Verringerung von Lebensmittelverlusten und Verschwendung zahlt sich dreifach aus: Sie trägt dazu bei, mehr Menschen zu ernähren, spart Kosten für Bauern, Unternehmen und Haushalte und kann den Druck auf Klima, Wasser und Landressourcen vermindern“, betont der Bericht. Die Autoren empfehlen allen Beteiligten, zügig aktiv zu werden und erstens Ziele festzulegen, zweitens Fortschritte zu messen und drittens zu handeln. Jedes Land, jede Stadt und jedes Unternehmen in der Lebensmittelkette solle sich klare Zielvorgaben zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung im Einklang mit DSG-Target 12.3 setzen. Teilweise sei dies schon geschehen. So hätten die USA angekündigt, bis 2030 die Lebensmittelabfälle gegenüber 2010 halbieren zu wollen. Doch der Bericht warnt, dass sich nur einige Regionen und größere Konzerne Ziele gesetzt hätten, während viele Schwellenländer sowie Unternehmen in der Lebensmittelkette noch nichts unternommen hätten. Auch bei der Messung des Fortschritts sieht der Bericht trotz Erfolgen noch viel Luft nach oben und ruft Regierungen und Unternehmen auf, das Ausmaß des Problems zu quantifizieren. Da der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung auf nationaler und regionaler Ebene erfolge, seien auch Zahlen auf dieser Ebene notwendig. Großbritannien etwa verfüge dank umfassender Erhebungen, z.B. durch die NGO WRAP, über detaillierte Daten auf Landesebene. Auch die EU habe für ihre Mitgliedsstaaten Schätzungen veröffentlicht. Im Privatsektor sei die Supermarktkette Tesco federführend, die seit 2013 jährlich Bestandsaufnahmen veröffentlicht. „Das war ein entscheidender Schritt, der uns gezeigt hat, wo wir unsere Anstrengungen bündeln müssen. Sobald wir die Problembereich identifiziert hatten, wussten wir, wo Handlungsbedarf bestand“, erklärt Tesco-Chef Dave Lewis. Doch letztendlich kommt es auf aktives Handeln aller Staaten, Unternehmen, Landwirte und Bürger an. Seit Verabschiedung der SDGs sei schon viel passiert: Frankreich und Italien hätten 2016 Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung verabschiedet und so z.B. Anreize geschaffen, dass Supermärkte noch essbare Lebensmittel spenden statt entsorgen. Doch es ist noch viel zu tun, schlussfolgern die Autoren und fordern Regierungen und Unternehmen dazu auf, Politiken, Initiativen und Praktiken anzustoßen und zu fördern, die der ungeheuerlichen Verschwendung effektiv entgegenwirken. (ab)

21.09.2016 |

Billig hat seinen Preis: die externen Kosten der industriellen Landwirtschaft

Dunger
Ein Zuviel verursacht hohe externe Kosten (Foto: CC0)

Die industrielle Landwirtschaft hat ihren Preis: Würden die externen Kosten z.B. durch die Nitratbelastung des Trinkwassers aufgrund von Überdüngung oder den Antibiotikaeinsatz in der Intensivtierhaltung einkalkuliert, wäre der Preisunterschied zwischen ökologisch und konventionell produzierten Lebensmitteln deutlich geringer. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die Wissenschaftler der Universität Augsburg im Auftrag des Aktionsbündnisses „Artgerechtes München“ erstellt und am 15. September auf einer Pressekonferenz in München vorgestellt haben. „Die Preise, die Verbraucher für Lebensmittel bezahlen, spiegeln deren wahre Kosten häufig nur unzureichend wider. Denn viele, insbesondere soziale, gesundheitliche und ökologische (Folge-)Kosten der Nahrungsmittelproduktion sind in den aktuellen (Markt)Preisen nur unzureichend oder oftmals gar nicht enthalten“, fassen die Autoren der Arbeitsgruppe „Märkte für Menschen” zusammen. Diese versteckten Kosten betreffen zum Beispiel die Nitrat-/Stickstoffbelastung: Bei der Düngung landwirtschaftlich genutzter Böden entstehen häufig reaktive Stickstoffüberschüsse, die dem Ökosystem, dem Klima und der Gesundheit des Menschen schaden. Die Folgekosten fallen häufig erst zeitlich versetzt an, weshalb es schwierig ist, sie dem Verursacher des Stickstoffproblems zuzuordnen – daher zahlt die Allgemeinheit. Die Wissenschaftler haben eine Kosten-Nutzen-Rechnung von Stickstoff in der deutschen Landwirtschaft aufgestellt: Kosten von 20,24 Milliarden für die menschliche Gesundheit, das Ökosystem und das Klima, z.B. für die Reinigung des Trinkwassers oder Gesundheitskosten durch Folgeerkrankungen, steht ein Nutzen für die Landwirtschaft von 8,71 Milliarden gegenüber. Unterm Strich entstehen externe Folgekosten von 11,53 Milliarden Euro pro Jahr. „Wenn Sie sich die gesamte Bruttowertschöpfung der deutschen Landwirtschaft ansehen, dann sind wir da bei 17,4 Milliarden. Das muss man einmal in Vergleich setzen, das ist eine ganz erhebliche Marktverzerrung aus ökonomischer Sicht“, äußerte Stephanie Weigel, Sprecherin des Bündnisses „Artgerechtes München“ gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Der Löwenanteil der externen Kosten fällt bei konventionell produzierten tierischen Lebensmitteln an, für pflanzliche Bioprodukte berechnet die Studie den geringsten „Stickstoff-Schadensfaktor“. Würden die Kosten verursachergerecht auf die Lebensmittelpreise aufgeschlagen, wäre Fleisch aus Massentierhaltung 9,7% teurer als bisher. „Wenn die Folgekosten, insbesondere der konventionellen Nutztierhaltung, auch weiterhin unzureichend Eingang in die Preise finden, fördert das die Überproduktion sowie den Konsum hieraus resultierender Nahrungsmittel“, fasst Dr. Tobias Gaugler von der Uni Augsburg zusammen. „Diese Form von Marktversagen lässt außerdem nachhaltig(er) erzeugte Lebensmittel teuer erscheinen und führt letztlich zu einem ökonomischen Wohlfahrtsverlust! Anders gesagt: Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich um eine erhebliche Preis- und Marktverzerrung.“ Auch die Folgen des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung sind Gegenstand der Studie, unberücksichtigt bleiben Faktoren wie mit der Landwirtschaft verbundene Boden- bzw. Regenwaldverluste, CO2e-Emissionen und der Verlust der Biodiversität. „Daher stellen die hier vorgestellten Größenordnungen lediglich Untergrenzen der aktuell aus der Landwirtschaft resultierenden externen Effekte – und den damit verbundenen, kategoriespezifischen Fehlbepreisungen – dar“, betonen die Wissenschaftler. (ab)

19.09.2016 |

320.000 Menschen gehen gegen CETA und TTIP auf die Straße

TTIP
Trotz Regen auf der Straße (Foto: CETA und TTIP stoppen: Berlin, bit.ly/2d19U02)

Etwa 320.000 Menschen sind am Samstag in Deutschland gegen die geplanten Handelsabkommen TTIP und CETA und für einen gerechten Welthandel auf die Straßen gegangen. Mit bunten Plakaten und Fahnen, Verkleidungen und Großpuppen, Luftballons und Trillerpfeifen verliehen sie ihrem Protest Ausdruck. Allein in Berlin kamen trotz eines regnerischen Starts nach Angaben der Veranstalter 70.000 Menschen, in Hamburg waren es 65.000. Auch in Köln, Frankfurt, Leipzig, Stuttgart und München demonstrierten Tausende. „Heute haben 320.000 noch einmal bekräftigt: Die Bundesregierung muss endlich die Notbremse ziehen und das Nein der Bürgerinnen und Bürgerinnen zu CETA und TTIP respektieren“, forderten die Organisatoren, ein breites Bündnis von über 30 Aktivistennetzwerken, Wohlfahrts- und Sozialverbänden, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen, Gewerkschaften, kirchlichen und Entwicklungsorganisationen. „Beide Abkommen schaffen eine konzernfreundliche Paralleljustiz, beide sind eine Gefahr für die Demokratie, für Sozial- und Umweltstandards, die öffentliche Daseinsvorsorge und eine nachhaltige Landwirtschaft, beide müssen gestoppt werden. CETA bedeutet TTIP durch die Hintertür“, verkündete das Bündnis im Anschluss an die Demos. Sie fordern von der Bundesregierung, die Verhandlungen zu TTIP offiziell zu beenden und das bereits ausgehandelte CETA-Abkommen zwischen der EU und Kanada weder zu ratifizieren noch anzuwenden, bevor die nationalen Parlamente darüber abgestimmt haben. Doch nicht nur die Angst vor einer Aushebelung europäischer Umwelt- und Sozialstandards beunruhigt die Menschen, auch die Sorge um die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft in Deutschland zog viele auf die Straße. Jochen Fritz, Biobauer aus Werder und Sprecher der Demonstrations-Bündnisses „Wir haben es satt!“, warnte auf der Abschlusskundgebung in Berlin, dass TTIP und CETA den Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter anheizen werden. „Wenn die Bäuerinnen und Bauern größtenteils weg sind, Chemieriesen über unser Saatgut herrschen, dann ist es zu spät aufzuwachen“, mahnte Fritz auf dem Podium. „Deshalb müssen wir jetzt alle aufwachen und gemeinsam gegen TTIP aufbegehren, denn diese Abkommen haben nur ein Ziel. Die Globalisierung und die Industrialisierung der Landwirtschaft voranzutreiben. Wir Bäuerinnen und Bauern würden auf der Strecke bleiben. Damit gehören diese Abkommen auf den Mist!“, forderte Fritz. Auch Reinhild Benning von der Organisation Germanwatch steht den Freihandelsabkommen kritisch gegenüber. „Durch TTIP und Ceta werden unsere Produkte austauschbar. Die Bauern verlieren an Einfluss und werden durch die stärkere Macht der Konzerne erpressbar“, sagt sie ntv. „Die Politiker täten gut daran, sich von den geplanten Vorhaben zu verabschieden: Wer Bauern quält, wird abgewählt!“. Die Organisatoren hoffen, dass der Protest der Bevölkerung ein deutliches Zeichen an das Treffen der EU-Handelsminister in Bratislava am 23. September senden wird sowie an den am Montag tagenden SPD-Parteikonvent, bei dem Sigmar Gabriel CETA inklusive einer vorläufigen Anwendung des Abkommens abnicken lassen will. (ab)

15.09.2016 |

NGOs fordern Stopp der Fusion von Bayer und Monsanto

Stop
NGOs fordern ein Verbot der geplanten Fusion (Foto: CC0)

Entwicklungspolitische Organisationen und Umweltverbände haben mit Entsetzen auf die Nachricht einer Übernahme von Monsanto durch Bayer reagiert und ein Verbot des Zusammenschlusses gefordert. Sie fürchten eine weitere Konzentration des Saatgut- und Pestizidmarktes und negative Auswirkungen für Bauern und die Umwelt. Die beiden Konzerne hatten am Mittwoch die Unterzeichnung einer verbindlichen Fusionsvereinbarung bekannt gegeben: Der deutsche Chemiegigant übernimmt den US-Saatgutkonzern für 128 US-Dollar je Aktie in bar, der Preis liegt damit bei rund 66 Milliarden US-Dollar. Der neue Konzern würde zur weltweiten Nummer 1 im Saatgut- und Agrarchemiegeschäft aufsteigen. Die Vorteile der Fusion für Landwirte liegen laut Bayer und Monsanto „in einem umfassenden Angebot an Lösungen für den heutigen wie den künftigen Bedarf – einschließlich besserer Lösungen bei hochwertigem Saatgut, Pflanzeneigenschaften, digitaler Landwirtschaft und Pflanzenschutz.“ Dass diese Lösungen für Bauern und Bäuerinnen weltweit von Vorteil sind bezweifeln jedoch die entwicklungspolitischen Organisationen MISEREOR, FIAN Deutschland, INKOTA und Brot für die Welt. „Mit Saatgut von Bayer und Monsanto lässt sich keine zukunftsfähige Landwirtschaft betreiben. Beide Konzerne produzieren genmanipuliertes Saatgut und die korrespondierenden Pestizide, die sie dann im „Kombi-Pack“ verkaufen“, erklärt FIAN-Agrar-Referent Roman Herre. „Wir dürfen die Welternährung nicht in die Hände eines Agro-Oligopols legen und damit das Menschenrecht auf Nahrung in Gefahr bringen“, warnt Herre. Statt Gift und Gentechnik bedürfe es politischer Rahmenbedingungen, die es Bauern und Bäuerinnen ermöglichen, frei und unabhängig über ihr Saatgut zu bestimmen. Die Organisation beklagen die zunehmende Markt- und Machkonzentration bei Saatgut und Pestiziden. Bereits heute kontrollieren allein sechs Konzerne gut 75% des globalen Agrarchemiemarktes, bei Saatgut sind es mehr als 60%. Doch die Elefantenhochzeit zwischen Bayer und Monsanto ist nicht der einzige anstehende Megadeal: Auch Dow und DuPont kündigten 2015 einen 130 US-Dollar schweren Zusammenschluss an, ChemChina will sich den Schweizer Agrarkonzern Syngenta einverleiben und erhielt dafür schon von einer entscheidenden US-Behörde Ende August grünes Licht. „Die Folgen der Fusionen wären fatal: drei Saatgutkonzerne kontrollierten dann größtenteils unser Saatgut und damit die Lebensgrundlagen für die Ernährung der Menschheit“, warnt Sarah Schneider, Referentin für Landwirtschaft und Ernährung bei MISEREOR. „Die Preise für Saatgut würden steigen, und die Wahlfreiheit bei Saatgut und Pestiziden würde noch stärker eingeschränkt. Insbesondere Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in den armen Regionen der Welt wären davon massiv betroffen.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland teilt diese Bedenken: „Der neue Konzern würde künftig verstärkt diktieren wollen, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Auch die Umwelt würde durch noch mehr Monokulturen und weitere Gentechpflanzen leiden“, so Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer. „Diese Übermacht darf die EU nicht hinnehmen“, fordert auch der agrarpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Martin Häusling. „Deshalb sind jetzt die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäischen Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gefragt. Sie müssen verhindern, dass Bayer den weltweiten Agrarchemiemarkt dominieren kann.“ Doch nicht nur in Europa ist nach der Fusions-Ankündigung der Aufschrei groß: „Unsere internationalen Partnerorganisationen haben sofort nach den ersten Übernahmegerüchten angekündigt, in ihren Ländern alle juristischen Mittel auszuschöpfen, um einen neuen Mega-Konzern Bayer-Monsanto zu verhindern“, sagte Stig Tanzmann, Agrarexperte von Brot für die Welt. (ab)

12.09.2016 |

Weltweit größte Sammlung seltener Schafrassen steht vor dem Aus

Sheep
Seltene Schafrassen: Aus für Sammlung (Foto: A. Beck)

Die Schließung des Seven Sisters Sheep Centre in East Dean bedeutet nicht nur das Aus für einen weiteren kleinen Hof in Südengland, sondern besiegelt auch das Ende der größten Sammlung seltener, britischer Schafrassen. Die Schaffarm in den beschaulichen Hügeln der South Downs zwischen Eastbourne und Seaford beherbergte einst 57 der 63 einheimischen Schafrassen des Königreichs und ist damit die größte private Sammlung weltweit – oder wie Besitzer Terry Wigmore es ausdrückt: „Zumindest hat keiner jemals behauptet, mehr verschiedene Schafrassen zu besitzen.“ Doch nun verabschieden sich Terry und seine Frau Pam nach 29 Jahren in den Ruhestand und die Herde wird verstreut. Sie hatten sich lange bemüht, einen Abnehmer für die gesamte Sammlung zu finden – doch leider vergeblich. Anfang Oktober kommen nun die über 500 Tiere unter den Hammer, darunter vom Aussterben bedrohte Schafrassen wie das Dorset Horn, Teeswater oder Manx Loaghtan. Aber auch einige Mangalitza-Schweine und Alpakas benötigen ein neues Dach über dem Kopf. Den Wigmores war schon früh bewusst, dass sie allein mit Wolle und Schafmilch ihren Lebensunterhalt auf Dauer nicht verdienen können. Die seltenen Rassen sind nicht wirtschaftlich, da sie nicht konkurrenzfähig mit der modernen Tierhaltung sind, erklärt Terry. Mit der Internationalisierung der Märkte sind die Herden auf eine kleinere Anzahl optimierter Schafrassen mit magererem Fleisch zusammengeschrumpft, die mit weniger Futter schneller wachsen, beklagt der passionierte Schafsammler. Doch die unzähligen Besucher, die jedes Jahr zur Lammzeit am Gatter standen und auf den Weiden nach Osterlämmern Ausschau hielten, brachten ihn auf die Idee, an die Farm ein Besucherzentrum anzugliedern. Tagsüber dürfen die Besucher nun für ein paar Stunden die Schafe streicheln, füttern, den verstoßenen Lämmern das Fläschchen geben oder Terry beim Scheren zusehen. Die übrige Zeit verbringen die Schafe auf der Weide. „Es war wichtig für uns, den Menschen zu ermöglichen, die Tiere zu berühren und zu füttern, doch Gesundheits- und Sicherheitsauflagen haben es jedes Jahr schwieriger gemacht, dies aufrechtzuerhalten“, berichtet Terry. Mit der Schließung am 4. September geht nun nicht nur eine Touristenattraktion verloren, sondern möglicherweise auch ein reicher Schatz an seltenen Tierrassen, deren genetische Eigenschaften künftig von großer Bedeutung sein könnten. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sind weltweit 1.458 landwirtschaftlich genutzte Tierrassen vom Aussterben bedroht - gut 17% aller Nutztierrassen. Aufgrund der schlechten Datenlage ist zudem bei fast 60% der Nutztierrassen unklar, wie es um ihren Erhaltungszustand bestellt ist. Alleine in den Jahren zwischen 2000 und 2014 sind 100 Tierrassen verschwunden. Als Gründe für die zunehmende Verringerung der genetischen Vielfalt nennt die FAO wahllose Kreuzungen, den wachsenden Einsatz nicht heimischer Tierarten, den Rückgang traditioneller Produktionsformen sowie die Vernachlässigung von Rassen, die nicht als leistungsfähig genug gelten. Oder deren Fleisch als zu fett gilt. Dies mag auch zum Rückgang der Southdowns geführt haben, eine für die Gegend von Terrys Schaffarm typische Rasse mit dickem Pelz. In den 50er und 60er-Jahren grasten noch 25.000 Exemplare in den South Downs zwischen Eastbourne und Brighton - nun gibt es in ganz Großbritannien noch 900 Southdowns. Dabei könnten seltene Rassen gerade in Zeiten des Klimawandels für die Welternährung enorm an Bedeutung gewinnen, da sie genetische Eigenschaften mitbringen wie Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen. Ein Beispiel in Terrys Sammlung ist das Wensleydale. Aufgrund der charakteristischen blaugrauen Hautfarbe ist diese Schafrasse auch für ein heißes Klima bestens ausgerüstet. Daher ist es entscheidend, diese seltenen Nutztierrassen zu schützen und vor dem Aussterben zu bewahren, bevor es zu spät ist. (ab)

08.09.2016 |

Klimaschutzplan im Bereich Landwirtschaft und Ernährung verwässert

Guelle
Landwirtschaftskapitel: X statt konkrete Ziele (Foto: CC0)

Das Bundesumweltministerium (BMUB) hat einen um konkrete Ziele beraubten und in puncto Landwirtschaft und Ernährung verwässerten Klimaschutzplan 2050 vorgelegt. Der Entwurf vom 6. September soll als Basis zur offiziellen Abstimmung innerhalb der Bundesregierung dienen, doch schon im Vorfeld wurden durch SPD-Chef Sigmar Gabriel und auf Drängen des Kanzleramtes konkrete Ziele gestrichen, wie Umweltministerin Barbara Hendricks einräumte. Mit dem Plan will Deutschland den Klimavertrag von Paris umsetzen und den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 80 bis 95% verringern. Doch damit die deutsche Industrie nicht darunter leidet, hatte das Kanzleramt gerade in den Bereichen Verkehr, Kohleausstieg und Landwirtschaft kräftig gestrichen. Eine neue Präambel betont, die Bundesregierung werde „ein zentrales Augenmerk auf den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ legen. Die Halbierung landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen von heute bis 2050 steht zwar weiterhin im Papier, doch konkrete Maßnahmen und Zahlen zur Erreichung dieses Ziels wurden gestrichen. „Bis 2030 sollten die Stickstoffüberschüsse durch weitere Maßnahmen auf 50 kg Stickstoff je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche gesenkt werden“, war in der Fassung vom 21. Juni noch zu lesen. Nun prangt dort xxx statt klaren Zahlen. Wollte das BMUB einst Exportbeschränkung für tierische Produkte und eine Abstockung der Tierbestände, ist jetzt von „Verringerung der Emissionen aus der Tierhaltung“ die Rede. „Inwieweit Exportüberschüsse zum Abbau der Tierbestände abgebaut werden können“, will die Bundesregierung noch „prüfen“. Umweltverbände übten herbe Kritik an dem unambitionierten Entwurf. „Anstatt die Tierhaltung zurückzufahren und Fleisch nicht mehr in Massen für den Export zu produzieren, drückt sich die Bundesregierung vor wirksamen Klimaschutzmaßnahmen im Agrarsektor. Erforderlich ist ein konsequenter Umbau der Tierhaltung hin zu deutlich mehr Weidetierhaltung nach ökologischen Standards“, kommentierte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger. Überlebt hat bisher noch die Flächenbindung der Tierhaltung. Mittelfristig soll zudem „in Regionen mit intensiver Tierhaltung ab Tierbesatzdichten von mehr als 2 Großvieheinheiten je Hektar keine Genehmigung für den Bau neuer Tierställe erfolgen“. Komplett löschen musste das BMUB die Reduzierung des Fleischkonsums. „Bis 2050 sollte ein Fleischkonsum entsprechend der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung angestrebt werden“, stand da einst, was zur „erheblichen Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und zur Verringerung der Kosten im Gesundheitswesen führen [würde], da ein hoher Fleischkonsum ernährungsbedingte Krankheits-Risiken hervorruft.“ Die DGE empfiehlt 300-600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche, doch die Deutschen vertilgen mit rund 60 Kilo Fleisch im Jahr deutlich mehr als ein Kilo wöchentlich. „Ich habe diese Änderungen akzeptiert, damit die notwendigen Gespräche in der Bundesregierung nicht noch länger hinausgezögert werden“, rechtfertigte Hendricks. Der Klimaschutzplan soll noch vor der Wahl 2017 verabschiedet werden. Die Grünen bezeichneten es als „Armutszeugnis der Bundesregierung, wenn kaum noch eine substanzielle Maßnahme für den Klimaschutz im Klimaschutzplan stehen bleibt“. Auch der BUND warnt vor einem Scheitern: „Die Bundesregierung muss endlich eine Klimapolitik auf den Weg bringen, die künftigen Generationen Rechnung trägt. Tut sie das nicht, dokumentiert der Klimaschutzplan 2050 vor allem ihr historisches Versagen“, so Weiger. (ab)

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