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16.02.2023 |

Bioanbaufläche legt in Deutschland und weltweit zu

Gmuese
Der Umsatz ging 2022 zurück (Foto: CC0)

Alljährlich, wenn das Branchentreffen BIOFACH in Nürnberg stattfindet, werden auch die neusten Zahlen rund um den Ökolandbau veröffentlicht. Am 14. Februar war es wieder soweit: Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und IFOAM – Organics International präsentierten ihren Bericht „The World of Organic Agriculture“ mit Zahlen zum Ökolandbau rund um den Globus sowie der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) seinen Branchenreport für Deutschland. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche nimmt weiter zu, sowohl weltweit als auch in Deutschland, doch die neuen Zahlen zeigen auch, dass die Coronakrise und die Folgen des Kriegs in der Ukraine nicht ohne Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung der Biobranche blieben. Laut dem FiBL/IFOAM-Jahrbuch, das sich auf das Jahr 2021 bezieht und Daten aus 191 Ländern zusammenführt, wurden weltweit rund 76,4 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – ein Anstieg um 1,3 Millionen Hektar oder 1,7 % im Vergleich zu 2020. Im Jahr betrug der Anstieg noch 4,1 %.

Das Länder-Ranking führt weiter Australien mit einer absoluten Biofläche von 35,7 Millionen Hektar an, wobei schätzungswiese 97 % dieser Fläche extensiv bewirtschaftetes Grünland sind. Auf Platz zwei steht Argentinien mit 4,1 Millionen Hektar Bioanbaufläche, während sich Frankreich mit 2,77 Millionen Hektar und einem Anstieg um 8,9 % im Vergleich zu 2020 auf Platz 3 vorarbeitete. Es folgen China mit 2,75 Mio. Hektar (+13,1 %) und Uruguay mit 2,74 Mio. Hektar. Deutschland schaffte es im globalen Vergleich 2021 auf Platz 10 mit 1,8 Millionen Hektar. Aufgrund des hohen Flächenanteils Australiens liegt fast die Hälfte der weltweiten ökologischen Anbaufläche in Ozeanien (36 Mio. ha). Europa bringt es auf eine Fläche von 17,8 Millionen Hektar oder 23 %, gefolgt von Lateinamerika mit 9,9 Millionen Hektar und 13 % der Gesamtfläche. In Europa war mit 747.924 Hektar das größte Plus in absoluten Zahlen zu verzeichnen (+4,4 %), während Afrika mit einem prozentualen Zuwachs von 17,3% führte. In Lateinamerika und Nordamerika hingegen ging die Biofläche zurück.

Der weltweite Anteil des Ökolandbaus an der landwirtschaftlichen Fläche ist mit 1,6 % weiterhin deutlich ausbaufähig, doch mittlerweile 20 Länder bringen es schon auf einen Anteil von über 10 %. Liechtenstein führte auch 2021 mit einem Bioanteil von 40,2 % an der Gesamtfläche. In Samoa wurden 29,1 % der Fläche ökologisch bestellt, während es in Österreich 26,5 %, in Estland 22,4 %, in Sao Tome und Principe 21,1 % und in Schweden 20,2 % waren. Weltweit gab es dem Bericht zufolge 2021 rund 3,7 Millionen Bioproduzenten – ein Anstieg um 4,9 % gegenüber 2020. Fast die Hälfte (48,6 %) der Bioproduzent*innen leben in Asien, während 30,6 % in Afrika und 12 % in Europa ackern. Die meisten Biobäuerinnen und -bauern sollen in Indien leben (1,6 Millionen), gefolgt von Uganda mit rund 400.00 und Äthiopien mit 218.000 Personen. Genaue Zahlen sind hier jedoch schwer zu ermitteln, da einige Länder nur die Anzahl der Unternehmen, Projekte oder Erzeugergemeinschaften melden, sodass die Gesamtzahl der Produzent*innen noch höher liegen könnte.

Mit einem Plus von 4 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr verzeichnete der globale Markt für Bioprodukte 2021 einen Zuwachs, der aber deutlich niedriger ausfiel als im Vorjahr, als ein Umsatzplus von 14 Milliarden verbucht werden konnte. Der Biomarkt wurde für 2021 auf umgerechnet 125 Milliarden Euro geschätzt. Hier sind die USA führend mit einem Umsatz von 48,6 Milliarden Euro vor Deutschland und Frankreich mit 15,9 bzw. 12,7 Milliarden Euro sowie China mit 11,3 Milliarden Euro. Am stärksten legte der Biomarkt in Estland mit 21 % zu. Die Schweizer Verbraucher*innen gaben am meisten für Biolebensmittel aus (durchschnittlich 425 Euro pro Nase), während die Menschen in Dänemark 384 Euro und in Luxemburg 313 Euro für Bio locker machten. Dänemark weist mit 13 % den höchsten Biomarktanteil am gesamten Lebensmittelmarkt auf.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wartete für Deutschland mit ganz aktuellen Zahlen für das Jahr 2022 auf. Der Bio-Umsatz lag im Jahr 2022 bei 15,3 Milliarden Euro. Das sind 25 % mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019, aber ein Rückgang um 3,5 % gegenüber 2021 „Bio kann das Umsatzplus aus der Coronazeit trotz der aktuellen, anspruchsvollen Herausforderungen weitgehend halten“, betont Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des BÖLW. Doch das Einkaufsverhalten habe sich verändert. „Wir sehen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher verstärkt zu günstigeren Waren bzw. Einstiegsprodukten innerhalb eines Sortimentes greifen. Auch bei Bio. So zum Beispiel zu günstigen Bio-Nudeln.“ Was die Produktionsseite anbelangt, so ist ein stetiger, wenn auch verlangsamter Aufwärtstrend zu beobachten: In Deutschland erhöhte sich die Öko-Fläche im letzten Jahr um 66.996 Hektar auf nun insgesamt 1.869.227 Hektar – ein Zuwachs von 3,7% gegenüber 2021. Der Bio-Anteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche stieg so auf fast 11 %. Es gibt mittlerweile 36.548 Bio-Höfe in ganz Deutschland – 784 konventionelle Betriebe stellten 2022 neu auf Bio um. Mit 14% aller Betriebe wirtschaftet jeder siebte Betrieb ökologisch. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 dann 30% zu schaffen. „Die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung mit Bio als zentralem Baustein kann jedoch nur gelingen, wenn alle Politikbereiche gemeinsam den Umbau hin zum 30 Prozent Bio-Ziel auf den Weg bringen“, betont der BÖLW. Das Wirtschaftsministerium müsse dies mit auf Nachhaltigkeit fokussierte Förderprogramme und Bio-Gründungsfonds tun, das Finanzministerium mit einer ökologischen Steuerreform, das BMBF mit gut ausgestatteten Öko-Forschungsprogrammen sowie mehr Bildung zu Bio, das Umweltministerium mit Konzepten, die das volle Umweltleistungspotenzial von Bio heben, und das Verteidigungsministerium etwa durch Bio-Verpflegung der Bundeswehr. Nicht zuletzt sei das Landwirtschaftsministerium gefragt, Bio in allen Gesetzgebungsverfahren – von der GAP bis zur Kennzeichnung – einzuplanen. (ab)

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