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22.08.2020 |

Erdüberlastungstag: COVID-19 verringert den Ressourcenverbrauch

ERde
Wir verbrauchen immer noch mehr als eine Erde (Foto: CC0)

Auf den 22. August fällt dieses Jahr der „Earth Overshoot Day“ – das Datum, an dem die Menschheit die für 2020 nachhaltig nutzbaren Ressourcen verbraucht hat. Für den Rest des Jahres leben wir wieder auf Pump und strapazieren das Ressourcenbudget der Natur über das regenerierbare Maß hinaus. Das zeigen Berechnungen der internationalen Nachhaltigkeitsorganisation „Global Footprint Network“ und der York University. Aufgrund der Coronakrise hat sich das Tempo der Übernutzung dieses Jahr etwas verlangsamt – 2019 war der Erdüberlastungstag schon am 29. Juli. Die Verschiebung um mehr als drei Wochen nach hinten im Kalender ist die erste Trendwende seit der letzten leichten „Verschnaufpause“ für den Planeten im Jahr 2009. Doch Grund zum Feiern gibt es noch nicht: „Das diesjährige plötzliche Schrumpfen des ökologischen Fußabdrucks darf nicht mit Fortschritt verwechselt werden“, sagte Laurel Hanscom, CEO des Global Footprint Network. Zwar ist der Fußabdruck um fast 10% geschrumpft, doch es sei eine erzwungene Reduzierung, die Leid verursacht habe. Und: Um unseren Konsum zu decken, sind rein rechnerisch immer noch 1,6 Erden nötig. Doch eines zeigt die Verlangsamung: Durch ein anderes Wirtschaften und Konsumieren kann der Ressourcenverbrauch auf ein verträglicheres Maß sinken.

Das Global Footprint Network berechnet den Erdüberlastungstag jährlich neu. Gegenübergestellt werden dabei einerseits die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen und andererseits der ökologische Fußabdruck – der Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch der CO2-Ausstoß und die Müllproduktion. Der weltweite Overshoot begann in den frühen 1970er-Jahren. Seither hat sich eine ökologische Schuld von 18 Erdenjahren angehäuft, betont das Netzwerk: Dies bedeutet, dass sich unser Planet 18 Jahre vollständig regenerieren müsste, um die Schäden der Übernutzung der natürlichen Ressourcen wieder auszugleichen – falls die Schäden reversibel sind. Doch eine Trendwende ist nach wie vor möglich: „Es gibt viele Lösungswege, die gemeinschaftlich oder individuell angegangen werden können. Wir beeinflussen die Zukunft maßgeblich dadurch, wie wir die Nahrungsmittel produzieren, wie wir uns fortbewegen, wie wir uns mit Energie versorgen, wie viele Kinder wir haben und wie viel Land wir für wilde Tiere schützen“, so das Netzwerk. Würde etwa eine Halbierung der CO2-Emissionen gelingen, wäre der Erdüberlastungstag 115 Tage später. Allein durch das Verschieben des Earth Overshoot Day-Datums um 5 Tage pro Jahr nach hinten würden wir es noch vor 2050 schaffen, wieder innerhalb der Biokapazitäten des einen Planeten zu leben.

Doch das Global Footprint Network nennt fünf Schlüsselbereiche, die das größte Potenzial zur Begrenzung des ökologischen Overshoot bergen: Städte, Energie, Nahrung, Bevölkerung und Planet. Unser Nahrungssystem beansprucht heute bereits über 50% der Biokapazität des Planeten. Daher spiele es eine Rolle, wie und was wir essen. Ernährungsweisen, die weniger CO2-intensiv sind und die biologische Vielfalt schonen, sind nicht nur gesünder, sondern weisen auch einen kleineren ökologischen Fußabdruck auf. Tierische Kalorien sind in der Regel ressourcenintensiver in der Produktion als pflanzliche. Der ökologische Fußabdruck einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung ist nach Berechnungen des Netzwerkes etwa 2,5 Mal geringer als der einer vor allem auf tierischen Proteinen beruhenden Ernährungsweise. Die chinesische Regierung hat sich dazu bekannt, bis 2030 den Fleischkonsum zu halbieren. Dies allein würde den Erdüberlastungstag um 5 Tage verschieben, unter anderem auch wegen geringerer Methanemissionen. Auch die Verschwendung von Lebensmitteln belastet den Planeten: Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel gelangen immer noch nicht vom Acker auf die Teller der Verbraucher. Ein Halbieren der Lebensmittelabfälle würde den Earth-Overshoot-Day um 13 Tage verschieben.

Auch deutsche Organisationen mahnen anlässlich des Erdüberlastungstags zu einem Leben und Wirtschaften innerhalb der ökologischen Möglichkeiten des Planeten. BUNDjugend, FairBindung, Germanwatch und NAJU betonen in einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass ein ressourcenschonender Weg aus der Coronakrise nötig sei, damit der Erdüberlastungstag auch 2021 weiter nach hinten verschoben werden kann. „Wenn dies kein Einmal-Effekt bleiben soll, müssen die Investitionen zur ökonomischen Erholung nach der Pandemie konsequent an Nachhaltigkeit gekoppelt werden“, sagt Steffen Vogel von Germanwatch. „Unsere Wirtschaft darf nicht länger an Profit ausgerichtet sein, der Klimaziele und Menschenrechte untergräbt. Der Ressourcenverbrauch muss sinken.“ Auch Constantin Kuhn aus dem Vorstand der BUNDjugend drängt auf ein Umsteuern: „Wenn wir jetzt nicht ambitioniert umsteuern, wird sich weltweit auch die Kluft zwischen Arm und Reich weiter verschärfen, die Abfallmengen werden weiter zunehmen und es wird teurer werden, diese Krisen abzuwenden – alles auf dem Rücken unserer und künftiger Generationen.“ (ab)

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