News

10.08.2020 |

Rückgang der Bienenbestände bedroht Ernten in Nordamerika

Biene
Bienen sind wichtige Bestäuber (Foto: CC0)

Die Ernteerträge in den USA und Kanada könnten durch den Rückgang der Bestände von Bienen und anderen Bestäubern stark beeinträchtigt werden. Und die wilden Verwandten der Honigbiene sind für einige Nutzpflanzen von größerer Bedeutung als bisher gedacht, schreibt ein Team von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“. Die Studie unter der Leitung der Rutgers University in New Jersey warnt, dass der Mangel an Bestäubern vor allem zu geringeren Erträgen bei wichtigen Nutzpflanzen wie Äpfeln, Kirschen und Blaubeeren führen könnte. „Wir haben festgestellt, dass viele Nutzpflanzen beschränkt bestäubt werden, was bedeutet, dass die Produktion höher wäre, wenn die Blüten verstärkt bestäubt würden“, sagte die Hauptautorin, Dr. Rachael Winfree von der Rutgers University. „Zudem zeigte sich, dass Honigbienen und Wildbienen eine vergleichbare Bestäubungsleistung erbringen.“ Den Autoren zufolge ist die Studie die erste, die den Beitrag der wildlebenden Bestäuber für die Befruchtung von Nutzpflanzen in den USA so umfassend bewertet.

„Die Bestäubung durch Insekten ist eine kritische Ökosystemdienstleistung, die für die Produktion der meisten Nutzpflanzen notwendig ist, einschließlich jener, die essentielle Mikronährstoffe liefern, und sie ist daher für die Ernährungssicherheit von elementarer Bedeutung“, heißt es in dem Artikel. Allein in den USA beläuft sich der Produktionswert von auf Bestäubung angewiesenen Nutzpflanzen auf über 50 Milliarden US-Dollar im Jahr. Das Schrumpfen der Bestände der Westlichen Honigbiene und ihrer wilden Verwandten bedeutet nicht nur Verluste für die Artenvielfalt, sondern auch für das Einkommen der Landwirte. Wenn die Bestände bestimmter Bestäuber abnehmen, sinken die Erträge aber nur, wenn es den Pflanzen auch an Bestäubung mangelt. Um mehr Informationen hierzu zu erhalten, ermittelten die Forscher daher für sieben Nutzpflanzen landesweit, ob die Bestäubungsleistung leidet. Im Rahmen eines von der Michigan State University koordinierten Projekts erhoben sie Daten zur Bestäubung und zum Ertrag von Äpfeln, Heidelbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Mandeln, Wassermelonen und Kürbis. „Für jede Kulturpflanze wählten wir Studienfarmen in wirtschaftlich für die landesweite Produktion wichtigen Anbaugebieten dieser Kulturpflanzen aus, sodass diese Betriebe in Bezug auf Anbaubedingungen, Bestäubergemeinschaften und Betriebspraktiken repräsentativ für das Gros der Produktion waren“, erläutern die Autoren im Studiendesign.

Die Forscher fanden heraus, dass Äpfel, Süß- und Sauerkirschen sowie Heidelbeeren nachweislich beschränkt bestäubt werden, was darauf hindeutet, dass die Erträge derzeit niedriger sind, als sie sein könnten, wenn es mehr Bestäuber gäbe. Zudem stellten sie fest, dass Wild- und Honigbienen für die meisten Nutzpflanzen eine vergleichbare Bestäubungsleistung erbrachten, selbst in Regionen mit intensiver Landwirtschaft. Der Anteil der Besuche von Honigbienen oder Wildbienen war jedoch je nach Kulturpflanze unterschiedlich hoch. Wildbienen waren die häufigsten Besucher (74,6%) bei Kürbissen, ignorierten aber Mandelbäume komplett. Zudem waren sie bei Kirsche und Apfel stärker vertreten, bei Heidelbeere hingegen weniger. Die Studie beziffert auch den ökonomischen Wert von Honig- und Wildbienen basierend auf ihrem relativen Bestäubungsanteil. Die Forscher schätzten den Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen bei den untersuchten Nutzpflanzen auf jährlich 6,4 Milliarden Dollar, wobei allein 4,2 Milliarden auf die Mandelproduktion entfielen. Wildbienen schufen einen Produktionswert von 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr. „Auf nationaler Ebene schätzten wir den Wert der wilden Bestäuber am höchsten bei Äpfeln ein mit einem Wert von $1,06 Milliarden, mit einem erheblichen Wert auch bei Süßkirsche ($145 Millionen), Wassermelone ($146 Mio.), Kürbis ($101 Mio.), Heidelbeere ($50 Mio.) und Sauerkirsche ($32 Mio.)“, heißt es in der Studie. Den Wert, den wilde Bestäuber bei allen bestäuberabhängigen Nutzpflanzen schaffen, ist natürlich deutlich höher.

Die Studie legt nahe, dass die Erträge gesteigert werden könnten, wenn Praktiken angewandt würden, die zur Erhaltung und Vermehrung von Wildbienen beitragen, wie z.B. die Verbesserung der Lebensräume mit blühenden Bäumen, Sträuchern und Wildblumen, oder indem andere Bestäuber als nur Honigbienen zum Einsatz kommen. Auch höhere Investitionen in Honigbienenvölker wären eine Option. „Die Bewirtschaftung des Lebensraums für einheimische Bienenarten und/oder die Aufstockung des Honigbienenbestands würde die Bestäubungsrate erhöhen und könnte die Pflanzenproduktion steigern“, sagte Rachael Winfree. Damit die Felder weiterhin bestäubt werden, empfiehlt die Professorin den Landwirten, ihre Betriebe umzustellen, „sodass Wildbienen dort leben können“. Das könne durch den Verzicht von Pestiziden gelingen, die giftig für Bienen sind, sagte sie der Presseagentur AFP. Pestizide kommen in den USA jedoch in Mengen zum Einsatz. Die Studie gibt Daten wieder, wonach Betriebe in den USA jedes Jahr 9 Milliarden Dollar für Pestizide ausgeben. „In Fällen, in denen die Bestäubungsleistung begrenzt ist, wird es kaum einen Nutzen bringen, große Summen für die Schädlingsbekämpfung auszugeben“, betonen die Autoren. (ab)

Back to news list

Donors

Donors of globalagriculture Bread for all biovision Bread for the World Misereor Heidehof Stiftung Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Rapunzel
English versionDeutsche VersionDeutsche Version