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06.12.2019 |

Studie: Länder haben starken Einfluss auf die Bodenerosion

Boden
Bodenerosion (Foto: Wikimedia Commons, Volker Prasuhn, bit.ly/cc-by-sa30)

Bodenerosion ist ein globales Problem, das die Ernährungssicherheit und das Funktionieren von Ökosystemen bedroht. Aktuell geht weltweit mehr Boden verloren als neu aufgebaut wird. Bodenerosion tritt je nach Region oder Standort unterschiedlich stark auf. Aber macht sie auch an Grenzen halt? Dieser Frage gingen nun Schweizer Forscher nach. Ihre im Fachjournal „Nature Sustainability“ erschienene Studie zeigt, dass Länder und politische Grenzen einen erstaunlich großen Einfluss auf die Bodenerosion haben. Gestützt auf Satellitenbilder modellierten die Forscher Erosionsraten und trugen diese auf eine Karte in Kilometerquadrate ein. Auf einer anderen Karte wurde die mögliche natürliche Erosionsrate abgebildet. Der Abgleich zeigte den Unterschied zwischen aktueller und natürlicherweise auftretender Erosion und machte sichtbar, ob an politischen Grenzen auf der Karte natürliche „Sprünge“ in der Erosionsrate erwartbar wären und welche Unterschiede aktuell ablesbar sind. Die Forscher stellten einen deutlichen „Ländereffekt“ entlang von Grenzen fest. „Die Rate, mit der Böden erodieren, hängt stark davon ab, auf welcher Seite einer Grenze und somit in welchem Land der Boden liegt“, sagt Erstautor David Wüpper von der ETH Zürich.

Ein untersuchtes Beispiel ist die Insel Hispaniola, auf der Haiti und die Dominikanische Republik liegen. Natürlicherweise wäre die Insel überall dicht mit tropischem Wald bedeckt und es gäbe wenig natürliche Erosion, da die Vegetation den Boden vor dem Abtrag durch Regen schützen würde. Aus der Luft ist die Grenze zwischen beiden Ländern leicht anhand der Vegetationsunterschiede erkennbar: die haitianische Seite wirkt kahl und karg. Jährlich gehen in Haiti pro Hektar 50 Tonnen mehr Bodenmaterial verloren als im Nachbarstaat. Wäre die Insel Hispaniola im Naturzustand ohne menschliche Eingriffe verblieben, gäbe es entlang der Grenze keinen sprunghaften Anstieg der Bodenerosion. „Dieser Sprung deutet auf politische Einheiten hin, nicht auf naturräumliche Grenzen“, sagt Wüpper. Ein weiteres Beispiel ist die Grenze zwischen Mexiko und den USA. Hier ist das natürliche Potenzial für Bodenerosion identisch – das heißt die Erosionsgefahr bedingt durch die Effekte von Regenfällen, Topographie und Bodeneigenschaften. Allerdings herrscht auf beiden Seiten nun vorwiegend Ackerland vor. Auf der US-Seite wird jedoch intensiver Landwirtschaft betrieben und die Ackerböden sind dichter bedeckt, während die Felder auf der mexikanischen Seiten weniger stark bepflanzt sind und so die Bodenabdeckung geringer und die Erosion höher ist.

Die Forscher beziffern auch die Erosionsdifferenz zwischen Ländern. Entlang der Grenze zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik ist sie enorm hoch und zwar 30 Mal höher als der weltweite Durchschnitt. Dieser liegt nach den Berechnungen bei 1,4 Tonnen pro Jahr und Hektar Ackerland. Die Erosionsrate Deutschlands unterscheidet sich von den Nachbarländern nur um 0,2 Tonnen. Das deute darauf hin, dass die Erosion in den meisten deutschen Nachbarländern ebenfalls eher niedrig ist. Die Unterschiede weltweit sind jedoch groß. „Dies verdeutlicht, wie uneinheitlich das gefundene Muster global ist“, sagt Wüpper. Den stärksten Einfluss auf die Bodenerosion der Länder hat die Landwirtschaft beziehungsweise die Art und Weise, wie Bauern den Boden bewirtschaften. Das Einkommensniveau der Länder hat hingegen keinen Einfluss, wie die Forscher anhand des Gini-Indexes auswerteten, der Einkommensungleichheiten abbildet.

Den Autoren zufolge zeigt die Studie auf, welch großes Potenzial Länder haben, um den Schutz der Böden aktiv zu verbessern. Dass der Hebel, den der „Ländereffekt“ biete, so groß ist, sei zuvor nicht klar gewesen. „Nun zeigten wir auf, dass auch übergeordnete Ebenen die Erosion in einem Land stark beeinflussen“, betont Robert Finger von der ETH Zürich. Mit ihrer Methode lasse sich auch feststellen, ob staatliche Maßnahmen für besseren Bodenschutz wirksam sind oder nicht. Eine mögliche Maßnahme sei das Schaffen von ökonomischen Anreizen für eine umfangreichere Bodenbedeckung oder eine verringerte Bodenbearbeitung. Die Wissenschaftler weisen aber auch darauf hin, dass beim Erosionsschutz neue Zielkonflikte beachtet werden müssen. Wenn etwa eine reduzierte Bodenbearbeitung mit steigendem Pestizideinsatz zur Unkrautbekämpfung einhergeht. (ab)

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