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20.09.2019 |

Vogelsterben: In Nordamerika sind seit 1970 ein Drittel der Vögel verschwunden

Vogel
Bald allein auf weiter Flur? (Foto: CC0)

In Nordamerika ist die Zahl der Vögel in den letzten 50 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen. Das vermelden Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Science. Der Studie zufolge gibt es in den USA und Kanada fast drei Milliarden Vögel weniger als noch im Jahr 1970 – ein Rückgang um 29%. Die Wissenschaftler warnen vor einer ökologischen Krise. „Es ist ein starkes Anzeichen dafür, dass unsere vom Menschen veränderten Landschaften der Vogelwelt keinen Lebensraum mehr bieten“, sagte der Hauptautor der Studie, der Ornithologe Ken Rosenberg von der Cornell University. „Und das ist ein Indikator für einen bevorstehenden Zusammenbruch der gesamten Umwelt.“ Der Rückgang der Vogelzahlen zeigt sich in allen Lebensräumen, am stärksten betroffen sind jedoch die in Feld- und Wiesenlandschaften lebenden und brütenden Vogelarten. Hier gibt es 53% weniger Vögel als noch 1970 beziehungsweise 700 Millionen Tiere weniger bei den 31 untersuchten Vogelarten. Aber auch in den Nadelwäldern nahm die Zahl der Vögel deutlich ab. Selbst bei Generalisten, die in mehreren Lebensräumen klarkommen, bestätigte sich der Abwärtstrend.

Als Hauptgrund für den Rückgang der in Feld- und Wiesenlandschaften lebenden Vögel nennt die Studie das Verschwinden von Wiesen, die Ausdehnung von Ackerland sowie den zunehmenden Einsatz von Pestiziden, wodurch die Insekten getötet werden, die den Vögeln als Nahrung dienen würden. „Wir sehen das Gleiche auf der ganzen Welt geschehen, die Intensivierung der Landwirtschaft und Landnutzungsänderungen üben Druck auf diese Vogelpopulationen aus“, sagte Rosenberg gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Heute sieht man Maisfelder, die sich bis zum Horizont erstrecken. Alles ist keimfrei und mechanisiert, für Vögel, Wildtiere und Natur ist kein Platz mehr.“ Die Wissenschaftler schreiben: „Die Intensivierung in der Landwirtschaft und Urbanisierung sind mit einem Rückgang der Insektenvielfalt und Insektenbiomasse verbunden, was kaskadenhafte Auswirkungen auf Vögel und andere Insektenfresser hat. Da Vögel eine der am besten überwachten Tierarten sind, stellen Vögel möglicherweise auch die Spitze des Eisbergs dar, was auf ähnliche oder größere Verluste in anderen taxonomischen Gruppen hindeutet.“ Aber auch der Klimawandel und Katzen als Hauptfeind der Vögel tragen laut Ornithologen zum Vogelsterben bei.

Für die Studie kombinierte das Team von sieben Forschungseinrichtungen in den USA und Kanada zwei Datenquellen. Zum einen wurden Erhebungen ausgewertet, die jedes Frühjahr während der Brutzeit von Tausenden von Freiwilligen nach einer identischen Methodik seit 1970 durchgeführt wurden. Zum anderen wurden Daten von 143 Radarstationen genutzt, die die Vogelschwärme während der nachts stattfindenden Zugbewegungen erkennen können. Die Ergebnisse zeigen, dass die häufig vorkommenden Vogelarten am stärksten bedroht sind. Mehr als 90% Prozent der Verluste stammen aus 12 Vogelfamilien, darunter Spatzen, Amseln, Grasmücken und Finken. „Wir wollen, dass die gewöhnlichen Vögel weitverbreitet bleiben und wir schaffen nicht einmal das“, sagt Mitautor Peter Marra. „Setzt man dies in Kontext mit anderen Rückgängen, die wir beobachten – von Insekten bis hin zu Amphibien – deutet es darauf hin, dass ein Kollaps des Ökosystems vonstattengeht, der uns alle beunruhigen sollte. Dies zeigt uns, dass unsere Umwelt nicht gesund ist. Nicht für Vögel, und wahrscheinlich auch nicht für Menschen.“ Die Autoren betonen, dass ihre Ergebnisse ein deutliches Signal dafür sind, dass dringend die anhaltenden Bedrohungen durch Lebensraumverluste und landwirtschaftliche Intensivierung angegangen werden müssen, die sich durch den Klimawandel noch verschärfen werden. Nur so könne der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt und ein möglicher Zusammenbruch der kontinentalen Vogelwelt verhindert werden. (ab)

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