News

03.04.2019 |

Weltweit leiden 113 Millionen Menschen an akutem Hunger

Kind
Akuter Hunger trifft auch Kinder (Foto: CC0)

Etwa 113 Millionen Menschen in 53 Ländern weltweit litten 2018 an akutem Hunger. Das geht aus einem Bericht des Food Security Information Network hervor, der am 2. April von der EU, der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und dem Welternährungsprogramm (WFP) veröffentlicht wurde. Laut dem „2019 Global Report on Food Crises” waren damit weniger Menschen betroffen als 2017, als noch 124 Millionen Menschen in 51 Ländern akuten Hunger litten. Dennoch ist die Zahl der akut Hungernden in den letzten drei Jahren konstant über der 100-Millionen-Grenze geblieben und die Zahl der betroffenen Länder ist gestiegen. Hinzu komme, dass weitere 143 Millionen Menschen in 42 Ländern nur einen Schritt vom akuten Hunger entfernt sind. „Aus dem Global Report geht klar hervor, dass die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger – der extremsten Form des Hungers – leiden, trotz eines leichten Rückgangs 2018, immer noch viel zu hoch ist. Wir müssen entlang des gesamten Nexus zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung handeln, um die Widerstandsfähigkeit der betroffenen und gefährdeten Gemeinden zu erhöhen. Um Leben zu retten, müssen wir auch die Lebensgrundlagen retten“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. Die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden und deren Leben unmittelbar gefährdet ist, ist nur die Spitze des Eisbergs. Weltweit sind 821 Millionen Menschen chronisch unterernährt.

Fast 72 Millionen oder zwei Drittel der Menschen, die akut Hunger leiden, leben in nur acht Ländern: Jemen, Demokratische Republik Kongo, Afghanistan, Äthiopien, Syrien, Sudan, Südsudan und Nigeria. In 17 Ländern blieb der akute Hunger unverändert oder verschlimmerte sich sogar. Konflikte und Instabilität waren auch im Jahr 2018 die Hauptursache für Ernährungskrisen. Rund 74 Millionen Menschen befanden sich in 21 von Konflikten oder Unsicherheit betroffenen Ländern und Gebieten, vor allem in Afrika sowie in Westasien und im Nahen Osten. Klima- und Naturkatastrophen trieben 2018 weitere 29 Millionen in akuten Hunger. Die meisten leben in Afrika, wo fast 23 Millionen Menschen in 20 Ländern aufgrund von Klimaschocks an akutem Hunger litten. Wirtschaftliche Schocks waren der Hauptgrund für die akute Ernährungsunsicherheit von 10,2 Millionen Menschen, gerade in Burundi, im Sudan und in Simbabwe. Einige Länder wie Nordkorea und Venezuela wurden aufgrund unzureichender Daten gar nicht einbezogen. „Venezuela hat schwere wirtschaftliche und politische Turbulenzen erlebt, die einen massiven Preisanstieg bei Nahrungsmitteln und anderen Rohstoffen auslösten. Diese Hyperinflation schränkte die Kaufkraft der Menschen und den Zugang zu Nahrungsmitteln drastisch ein. Viele Venezolaner, die in Nachbarländern Zuflucht suchen, haben ihre Mittel zum Kauf von Nahrungsmitteln ausgeschöpft “, so der Bericht.

„Um den Hunger wirklich zu beenden, müssen wir die Ursachen bekämpfen: Konflikt, Instabilität, die Auswirkungen von Klimaschocks. Jungen und Mädchen müssen gut ernährt und gebildet sein, Frauen müssen wirklich gleichgestellt, die ländliche Infrastruktur muss gestärkt werden“, sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley. „Dazu brauchen wir die Staats- und Regierungschefs der Welt: Stellen Sie sich der Herausforderung und helfen Sie, diese Konflikte jetzt zu beenden“, forderte er. Doch hier ist die Entwicklungsorganisation Oxfam, die sich zu dem Bericht äußerte, skeptisch. „Die Regierungen in den reichen und armen Ländern haben mutige Reformen versprochen, aber wenig geliefert. Das muss sich ändern “, sagte Cécile Duflot, Generaldirektorin von Oxfam France. „Jahrzehnte der schlechten Politikgestaltung haben dazu geführt, dass Konzerne unsere Ernährungs- und Agrarsysteme übernommen haben. Die Sicherung eines angemessenen Einkommens für Landwirte oder eine nachhaltige Lebensmittelversorgung war zweitrangig gegenüber der Sicherung von Renditen für Aktionäre.“ Auch Marita Wiggerthale, Agrarexpertin von Oxfam Deutschland, kritisiert, dass Förderprogramme und die Politik ausgerechnet jene Menschen vernachlässigen, die am stärksten von Nahrungsmittelkrisen betroffen und chronisch unterernährt sind: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in armen Ländern. „Dabei tragen Frauen die Hauptlast wenn es um die Ernährung der Familie geht. Wer Nahrungsmittelkrisen verhindern will, muss daher ihre politischen Ursachen bekämpfen und eine soziale und ökologische Neuorientierung in der Landwirtschaft vorantreiben. Die Landwirtschaft und der ländliche Raum sind die entscheidende Absicherung für von Nahrungsmittelkrisen betroffene Menschen“, sagte Wiggerthale. (ab)

Back to news list

Donors

Donors of globalagriculture Bread for all biovision Bread for the World Misereor Heidehof Stiftung Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Rapunzel
English versionDeutsche VersionDeutsche Version