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15.03.2019 |

Umweltzerstörung: Kranker Planet macht die Menschen krank

Planet
Kranker Planet, kranke Menschen (Foto: CC0)

Wie viele Weckrufe zum Zustand unseres Planeten braucht es, um die Menschen und die Politik zum Handel zu bewegen? Das UN-Umweltprogramm gibt mit dem „Global Environment Outlook 6” nun den nächsten Warnschuss ab, der an Deutlichkeit kaum zu überbieten ist: Der Mensch hat durch nicht nachhaltige Aktivitäten den Ökosystemen der Erde dermaßen zugesetzt, dass das „ökologische Fundament der Gesellschaft“ in Gefahr ist und damit auch die menschliche Gesundheit. „Gesunder Planet, gesunde Menschen“, so die klare Botschaft im Untertitel des Berichts, der am 13. März pünktlich zur Konferenz der Umweltminister im kenianischen Nairobi veröffentlicht wurde. 250 Wissenschaftler und Experten aus über 70 Ländern arbeiteten fünf Jahre an den 745 Seiten. Unser Planet ist krank, lautet ihr Fazit. Erderwärmung, Artensterben, der Raubbau an den natürlichen Ressourcen und der Druck auf Ökosysteme plagen ihn. Ein gutes Leben und Wohlergehen für alle 10 Milliarden Menschen auch im Jahr 2050 zu sichern, ohne die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu überschreiten, sei eine der größten Herausforderung, der die Menschheit je gegenüberstand. Die gute Nachricht ist, dass es gelingen kann – aber nur, wenn der Gesundheit der Erde Priorität eingeräumt wird. Die Wissenschaftler empfehlen, drei wichtige Systeme grundlegend zu verändern: Ernährung, Energie und Abfall. Und damit bloß keine Zeit zu verlieren. Doch genau das passiere gerade, denn es fehle der politische Wille.

Der Bericht gibt einen detaillierten Überblick über aktuelle Umweltgefahren und die Folgen für die menschliche Gesundheit. „Entweder wir verbessern den Umweltschutz drastisch oder Millionen Menschen in Städten und Regionen Asiens, des Nahen Ostens und in Afrikas werden bis Mitte des Jahrhunderts vorzeitig sterben“, warnen die Autoren. Die Luftverschmutzung verursacht viele Krankheiten und führt jährlich zu 6 bis 7 Millionen vorzeitigen Todesfällen. Die genetische Vielfalt nimmt ab, wodurch die Ernährungssicherheit sowie die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme, inklusive der Agrarsysteme, gefährdet werden. „Entscheidender Druck auf die Biodiversität wird ausgeübt durch die Veränderung, den Verlust oder die Degradierung von Lebensräumen, nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, die Ausbreitung invasiver Arten, Umweltverschmutzung und Übernutzung, einschließlich illegaler Abholzung und Handel mit Wildtieren“, heißt es. Auch die Meere und Küsten sind in einem schlechten Zustand: Abfälle landen im Meer, darunter Kunststoffe und Mikroplastik, und Korallenriffe sterben. Auch an Land sieht es nicht besser aus: Bodendegradation und Wüstenbildung haben zugenommen und nicht nachhaltige Bewirtschaftungssysteme machen den Böden und der Umwelt zu schaffen. Auch viele Gewässer sind mit Schadstoffen belastet. Bis 2050 wird Antibiotikaresistenz zu einer der Haupttodesursachen. Hormonaktive Substanzen in der Umwelt werden die Fruchtbarkeit sowie die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen.

Wenn die Menschheit so weitermacht, erreicht sie weder die UN-Nachhaltigkeitsziele noch ihre Klimaziele. Schnelles und entschlossenes Handeln ist also nötig. Das Ernährungssystem ist dem Bericht zufolge eines der drei Systeme, die umgebaut werden müssen. Allein mit drei Maßnahmen könnten enorme Fortschritte erzielt werden: Erstens braucht es für Landwirte starke Anreize, damit sie ihre Treibhausgasemissionen reduzieren und ihr Land so effizient wie möglich nutzen. Zweitens muss die Verschwendung von Lebensmitteln in der gesamten Wertschöpfungskette gestoppt werden. Derzeit geht etwa ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel verloren oder wird verschwendet. Etwa 56% davon entfällt auf die reichen Länder, während 44% der Verluste in armen Ländern anfallen und andere Ursachen haben. Drittens müssen die Menschen dazu ermutigt und befähigt werden, sich gesünder und nachhaltiger zu ernähren. Das bedeutet vor allem, weniger Fleisch zu essen. Die Fleischproduktion beansprucht 77% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche, und die industrielle Fleischproduktion und Viehhaltung sind bedeutende Treibhausgasquellen. Die Verringerung des Konsums von rotem Fleisch in Ländern mit hohem Verbrauch würde auch der Gesundheit guttun. Laut den Wissenschaftlern würden diese drei Maßnahmen bewirken, dass die Agrarproduktion bis 2050 nicht um 50% erhöht werden muss, wie es in der Welternährungsdebatte häufig angeführt wird.

Die Welt verfügt über das Wissen, die Technologie und das Geld, um einen nachhaltigeren Entwicklungspfad zu beschreiten. Was derzeit fehle, sei der politische Wille, politische Maßnahmen und Technologien schnell und umfangreich genug umzusetzen. „Wir stehen am Scheideweg. Bleiben wir auf unserem derzeitigen Weg, der zu einer düsteren Zukunft für die Menschheit führen wird, oder bewegen wir uns zu einem nachhaltigeren Entwicklungspfad? Das ist die Wahl, die führende Politiker jetzt treffen müssen“, sagte Joyce Msuya, stellvertretende Exekutivdirektorin von UN Environment. (ab)

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