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28.12.2018 |

Mehr Energie vom Acker schadet der Artenvielfalt

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Noch mehr Maiswüsten würden der Artenvielfalt schaden (Foto: CC0)

Die Ausweitung des Anbaus von Energiepflanzen würde der Artenvielfalt genauso schaden wie der Klimawandel. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Technischen Universität München (TUM) und der Durham University, die im Fachblatt PNAS erschienen ist. Das Vorhaben, den Klimawandel zu begrenzen, indem Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Raps, Ölpalme und Co. statt aus fossilen Rohstoffen gewonnen wird, sei ein „Holzweg“ und gefährde die Lebensräume von Wirbeltieren in gleichem Maße wie der Klimawandel. „Um den Klimawandel damit wirksam zu begrenzen, müssen wir bis 2100 auf circa 4,3 Prozent der globalen Landflächen Bioenergie-Pflanzen anbauen – das entspricht fast der 1,5-fachen Fläche aller EU-Länder zusammen. Damit schaden wir der biologischen Vielfalt, die in diesen Gebieten bisher zuhause ist, gravierend“, sagte Dr. Christian Hof, der am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt forschte. „Die negativen Auswirkungen des Klimawandels, die mit maximaler Bioenergie-Nutzung verhindert werden könnten, werden diese Verluste nicht wettmachen.“

Die Studie richtet den Fokus auf die biologische Vielfalt und untersuchte auf globaler Ebene, wie Amphibien, Vögel und Säugetiere den Klima- und den Landnutzungswandel bis 2100 zu spüren bekommen. Die Forscher verglichen zwei Szenarien – eines mit maximaler Bioenergie-Nutzung, um die Erderwärmung auf etwa 1,5 Grad zu begrenzen, und ein Szenario mit minimaler Bioenergie-Nutzung, das bis 2100 einen Temperaturanstieg um etwa 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum mit sich bringen würde. Das Ergebnis: Bei beiden Szenarien sind rund 36% der Lebensräume von Wirbeltieren entweder durch den Klimawandel oder die neue Landnutzung infolge des Anbaus von Bioenergie-Pflanzen massiv gefährdet. „Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sind also vergleichbar. Unterschiedlich ist nur, auf wessen Konto sie gehen“, erklärt Dr. Alke Voskamp vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Außerdem gebe es Gebiete, in denen Wirbeltieren von einer Doppelbelastung bedroht seien, da sie sowohl unter Energiepflanzen-Plantagen als auch höheren Temperaturen zu leiden hätten. „Bei einem geringeren Temperaturanstieg bis 1,5 Grad, den wir durch die maximale Nutzung von Bioenergie erkaufen, könnten sogar größere Flächen unter dieser Doppelbelastung leiden“, so Voskamp.

„Obwohl die Auswirkungen der Ausweitung von Anbauflächen für Bioenergiepflanzen auf die Biodiversität von einer Vielzahl an Faktoren abhängen, wie der regionale Kontext, der Standort, der vorige Lebensraum sowie die Art des Energiepflanzenanbaus, zeigte sich, dass die Folgen an verschiedenen Orten negativ waren“, schreiben die Autoren. Sie räumten zwar ein, dass ihre Studie nur generelle Trends darlegen und für bestimmte Arten oder Standorte keine Aussagen treffen könne, doch sie zeige, dass die massive Ausweitung der Anbauflächen für Energiepflanzen der falsche Weg sei. „Der Klimawandel ist nach wie vor eine der größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt und muss möglichst auf 1,5 Grad Temperaturerhöhung begrenzt werden“, sagt Hof. Doch dafür gebe es nur einen unbequemen Weg: Statt auf andere Formen der Energiegewinnung auszuweichen sei es notwendig, Energie einzusparen. „Unsere Studie fordert eine sofortige und signifikante Verringerung des Energieverbrauchs – zugunsten der Artenvielfalt und zur Erreichung der Ziele des Abkommens von Paris“, schreiben die Wissenschaftler im Abstract. (ab)

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