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30.11.2018 |

Regierungsbericht: Klimawandel wird US-Landwirtschaft hart treffen

Durre
Die Maiserträge im Mittleren Westen werden erheblich sinken (Foto: CC0)

Ein Behördenbericht warnt, dass der Klimawandel die USA hart und in allen Bereichen treffen wird – von der Landwirtschaft über die Wasser- und Energieversorgung und den Verkehrssektor bis hin zur menschlichen Gesundheit. Der Wirtschaft drohen jährliche Verluste in dreistelliger Milliardenhöhe – doch Präsident Trump will dem Bericht seiner eigenen Behörden schlichtweg nicht glauben. Die vierte Ausgabe des „National Climate Assessment“ (NCA4) wurde von 13 Ministerien und Bundesbehörden verfasst und am 23. November veröffentlicht. Mehr als 300 Experten arbeiteten an dem 1600-Seiten-Wälzer, für den über 1000 wissenschaftliche Studien ausgewertet wurden. Das Fazit: „Die Indizien für den vom Menschen verursachten Klimawandel sind überwältigend und werden immer deutlicher, die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen sich im ganzen Land und die klimabedingten Gefahren für das körperliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohl der Amerikaner nehmen zu.“ Bis 2100 könne die globale Erwärmung die Wirtschaftsleistung der USA um bis zu 10% senken, sagen die Forscher voraus. Die Kosten durch Extremwetterereignisse haben seit 2015 allein 400 Milliarden US-Dollar gekostet. Den Autoren zufolge werden sich die Folgen des Klimawandels intensivieren – aber in welchem Maße hängt natürlich von den Gegen- und Anpassungsmaßnahmen ab.

Die Landwirtschaft gehört zu den am stärksten betroffenen Sektoren. „Es wird erwartet, dass steigende Temperaturen, extreme Hitze, Dürre, Brände auf Weideflächen und starke Regengüsse die Qualität und Quantität der Ernteerträge in den USA, die Viehgesundheit, die Preisstabilität und Lebensgrundlagen im ländlichen Raum zunehmend infrage stellen werden. Die erste Kernbotschaft von Kapitel 10 zu Landwirtschaft und Ernährung warnt vor einer verringerten landwirtschaftlichen Produktivität. „Die Nahrungsmittel- und Futtermittelproduktion wird in jenen Regionen zurückgehen, wo die Häufigkeit und Dauer von Dürren zunimmt. Sich verändernde Niederschlagsmuster werden, im Zusammenspiel mit hohen Temperaturen, Brände verstärken und so Viehfutter auf Weideflächen vernichten, die Erschöpfung von Wasservorräten für die Bewässerung beschleunigen und die Verbreitung und Häufigkeit von Schädlingen und Krankheiten für Nutzpflanzen und Vieh erhöhen“, so der Bericht. Zweitens werde die Degradation wichtiger Boden- und Wasserressourcen aufgrund von extremen Niederschlagsereignissen voranschreiten. Ackerflächen drohen Überflutungen, Abfluss und die Auswaschung von Nährstoffen. Das fördere die Bodenerosion, beeinträchtige die Wasserqualität in Seen und Flüssen und schade der Infrastruktur ländlicher Gemeinden.

Die dritte Kernbotschaft lautet, dass hohe Temperaturextreme die Gesundheit von Mensch und Tier enorm beeinträchtigen und Viehhaltern große wirtschaftliche Schäden bescheren wird. Die Autoren warnen auch davor, dass die Bewohner ländlicher Gemeinden aufgrund von Armut und begrenzten Ressourcen der Kommunen oft nur begrenzt auf Klimafolgen reagieren können. Der Mittlere Westen der USA wird besonders stark unter dem Klimawandel leiden. „Der Mittlere Westen ist ein bedeutender Produzent einer breiten Palette von Nahrungs- und Futtermitteln für den nationalen Verbrauch und den internationalen Handel. Der Anstieg der Luftfeuchtigkeit und des Niederschlags in der warmen Jahreszeit hat die Böden erodiert, günstige Bedingungen für Schädlinge und Krankheitserreger geschaffen und die Qualität des eingelagerten Getreides verschlechtert“, schreiben die Autoren. Sie gehen davon aus, dass steigende Temperaturen und häufigere, heftige Regenfälle die landwirtschaftliche Produktion im Mittleren Westen bis zum Jahr 2050 auf ein Niveau senken könnten, das zuletzt in den 1980er Jahren erreicht wurde. Die Erträge von Haupterzeugnissen wie Mais könnten dort zwischen 5% und 25% einbrechen.

„Wie viele Weckrufe brauchen wir denn noch?“, fragte Carol Werner, Leiterin des Washingtoner Institut für Energie- und Umwelt-Studien (EESI). „Jedes neue Ausgabe des National Climate Assessment schließt sich der vorherigen an und bestätigt, dass der Klimawandel bereits real ist und dass wir handeln müssen“, fügte sie hinzu. „Die Zeit läuft uns davon!“ Einer, der sich von Weckrufen nicht beeinflussen lässt, ist US-Präsident Donald Trump. Seine Regierung veröffentlichte den Pflichtbericht nicht wie geplant im Dezember, sondern am Freitag nach Thanksgiving, an dem sich die Amerikaner im Black Friday-Einkaufswahn befinden. Dieser Versuch, die Ergebnisse unter den Teppich zu kehren, löste Empörung bei Umweltorganisationen aus. Auf die Frage von Reportern am Montag, was er von dem Bericht halte, antwortete Trump: „ Ich hab ihn gesehen, ich habe Teile davon gelesen, es ist okay.“ Zu den enormen wirtschaftliche Folgen sagte er: „Das glaube ich nicht.“ Dann schob er die Verantwortung der USA von sich und teilte gegen China und Japan aus: „Momentan sind wir so sauber wie noch nie und das ist mir wichtig“, sagte Trump. „Aber wenn wir sauber sind und alle anderen auf der Welt schmutzig, ist das nicht so gut“, lautete sein Statement. (ab)

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