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30.10.2018 |

Studie: Kleinbauern profitieren von agrarökologischen Methoden

Farm
Bäuerin in Indien (Foto: CC0)

Agrarökologische Methoden können das Einkommen von Kleinbauernfamilien erhöhen, die Produktivität und Anbauvielfalt ihrer Höfe steigern, Ernährungssicherheit verbessern und sozialen Wandel und die Befähigung von Frauen fördern. Das zeigt eine Mitte Oktober vom katholischen Hilfswerk MISEREOR veröffentlichte Wirkungsforschung für agrarökologische Projekte in semiariden Regionen, die sich auf mehr als 1200 Interviews mit Kleinbauernfamilien stützt. Sie wurde von den drei Partnerorganisationen Centro Sabiá, ENDA Pronat und Swayam Shiksan Prayog über zwei Jahre hinweg durchgeführt und nimmt agrarökologische Projekte im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco, dem Bezirk Fatick im Senegal sowie Osmanabad in Indien unter die Lupe. „Während die industrialisierte Landwirtschaft weiterhin erheblich zur Erderwärmung beiträgt und die Agrarindustrie einseitig auf die Suche nach technologischen Lösungen setzt, passen Kleinbauern in Indien, dem Senegal und Brasilien ihre Anbausysteme längst effektiv an neue Bedingungen an. Auf diese Weise verbessern sie ihr Auskommen, schützen die Umwelt und werden widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels“, fasst MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon die Ergebnisse zusammen.

Die Bäuerinnen und Bauern in allen drei Fallstudien erzielten signifikante Einkommenszuwächse, vor allem aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte, dem Verzehr höherwertiger Nahrungsmittel in den Familien und im Hinblick auf das Nettoeinkommen, heißt es in der deutschen Zusammenfassung. Das Medianeinkommen aus dem Verkauf von Agrarprodukten lag für die agrarökologischen Betriebe in Indien um 79% höher als für die Vergleichsgruppe. In Brasilien soll es 177-284% und im Senegal um 36% höher gewesen sein. „Die Studie zeigt, dass selbst Bauern in Trockengebieten, trotz zunehmend schwankender Niederschläge, die Produktivität steigern und ihr Auskommen durch Agrarökologie verbessern konnten“, so Bröckelmann-Simon. „Sowohl weil die Haushalte mehr Lebensmittel für den Eigenverzehr zur Verfügung haben als auch größere Mengen landwirtschaftlicher Produkte verkaufen können.“ Vor allem die ärmsten 10% der Haushalte hätten einen besonders dynamischen Einkommensanstieg verzeichnet. Auch in puncto Produktivität und Vielfalt von Viehhaltung und Ackerbau erzielten die agrarökologisch wirtschaftenden Kleinbetriebe in allen drei Ländern Erfolge. Berichte über gestiegene Erträge pro Hektar für die Hauptanbaupflanzen reichten von 17% mehr als in der Referenzgruppe im Senegal bis hin zu 32% mehr in Indien und einem Plus von 26% bzw. 49% in den untersuchten Regionen in Brasilien.

Was die Ernährungssicherheit angeht, so stellte die Wirkungsstudie Verbesserungen im Hinblick auf Menge und Vielfalt der verzehrten Lebensmittel fest. Fokusgruppen in Brasilien berichteten, dass sich mit der Übernahme agrarökologischer Praktiken ihre Ernährung deutlich verbessert hat, insbesondere durch eine größere Vielfalt und den Verzehr von Obst und Gemüse bei einem gleichzeitigen Rückgang gesundheitlicher Probleme. Indische Kleinbauernfamilien gaben ebenfalls an, dass sie jetzt deutlich mehr verschiedene Nahrungsmittel anbauen und für Getreide und Hirse, Hülsenfrüchte und nicht pflanzliche Lebensmittel sowie Gemüse einen höheren Selbstversorgunggrad haben. Im Senegal fielen die Unterschiede zu Haushalten, die keine agrarökologischen Methoden anwandten, geringer aus.

Ein weiterer Vorteil: Für Bäuerinnen in agrarökologischen Haushalten ergaben sich mehr Möglichkeiten zur Partizipation und zur Förderung von eigenen Fähigkeiten. „In Indien waren Frauen aus agrarökologischen Haushalten zu einem höheren Grad in verschiedenen einschlägigen Gruppierungen organisiert und von den Frauen, die eine Ausbildung als Führungskraft unterlaufen hatten, war jede Vierte in einer führenden Rolle tätig, 22% leiteten Ausbildungen zur Agrarökologie“, so die Zusammenfassung. In Brasilien wirkten Frauen aus agrarökologischen Betrieben stärker in strukturierten Organisationen wie Stadtrat, Kooperativen und Parteien mit.

„Gewiss muss eingestanden werden, dass es immer noch Grenzen und Herausforderungen gibt. Gleichwohl liefern die Studien zur Arbeit von MISEREORs Partnerorganisationen und der agrarökologischen Familienbetriebe überzeugende Beweise dafür, dass die Agrarökologie ein solides Rückgrat für eine transformative und faire ländliche Entwicklung darstellen kann“, lautet das Fazit. Im Einklang mit anderen aktuellen Studien, wissenschaftlichen Publikationen und der internationalen Forderung nach Agrarökologie unterstützt die Studie den Autoren zufolge den Aufruf nach signifikant mehr Unterstützung für agrarökologische Landwirtschafts- und Ernährungssysteme mit einer größeren Vielfalt. „Agrarökologische Ansätze haben großes Potenzial, Treibhausgase zu reduzieren, Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt zu steigern und widerstandsfähige Lebensgrundlagen zu schaffen. Sie greifen die Ursachen von Hunger, Armut und Ungleichheit bei der Wurzel und sind damit nicht nur ein Schlüssel zur Umsetzung der Agenda 2030, sondern auch zur Erreichung unserer Klimaziele“, betont Martin Bröckelmann-Simon. „Auch die deutsche Entwicklungs- und Agrarpolitik muss agrarökologische Ansätze konsequent fördern, will sie diese Ziele erreichen.“ (ab)

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