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12.09.2018 |

UN: Klimakrise lässt Zahl der Hungernden weiter ansteigen

FotoIndien
UN: gesunde Nahrung für alle! (Foto: CC0)

Die Zahl der Hungernden ist 2017 erneut gestiegen: 821 Millionen Menschen litten weltweit an Unterernährung und damit jeder Neunte. Dies geht aus einem am Dienstag von fünf UN-Organisationen gemeinsam veröffentlichten Bericht hervor. Als Hauptursachen macht „The State of Food Security and Nutrition in the World 2018“ neben Konflikten und Wirtschaftsflauten vor allem Klimaschwankungen und -extreme aus. Besonders brisant ist, dass die Landwirtschaftsorganisation FAO, der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), das Welternährungsprogramm (WFP), UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation den dritten Anstieg in Folge vermelden müssen: Die Zahl der Hungernden befindet sich nun wieder auf dem Niveau von vor einem Jahrzehnt. „Dieser Rückschritt ist eine eindeutige Warnung, dass schnell mehr getan werden muss, um bis 2030 das 2. UN-Entwicklungsziel – eine Welt ohne Hunger – zu erreichen“, heißt es in ihrer Pressemitteilung. Auch die Zahl jener, bei denen die Ernährungsunsicherheit einen Krisenzustand erreicht hat, stieg zwischen 2016 und 2017 von 108 auf 124 Millionen Menschen. „Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind. Dabei beträgt das weltweite Vermögen 300 Billionen Dollar – das ist inakzeptabel und unverzeihlich“, sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley auf der Pressekonferenz in Rom.

Der Großteil der weltweit Hungernden lebt mit 515 Millionen Menschen immer noch in Asien (63%), gefolgt von Afrika mit 256,5 Millionen (31%) und Lateinamerika und der Karibik mit 39,3 Millionen. Die Situation verschlechtert sich in Südamerika und den meisten Regionen Afrikas, während in Asien der zuletzt rückläufige Trend erheblich ins Stocken geriet. Doch nicht nur die absolute Zahl der Hungernden stieg, auch ihr Anteil an der wachsenden Weltbevölkerung kletterte von 10,8% auf 10,9%. Die prozentual am stärksten von Unterernährung betroffene Region bleibt Afrika: Dort leidet jeder Fünfte an Unterernährung, in Ostafrika sind es gar 31,4%. In Asien hungert fast jeder Achte (11,4%), in Lateinamerika und der Karibik sind es 6,1% der Bevölkerung.

Der Bericht offenbart, dass Unterernährung vor allem in Ländern auftritt, die besonders anfällig für Klimaextreme sind - und noch stärker dort, wo landwirtschaftliche Systeme sehr empfindlich auf Niederschlags- und Temperaturschwankungen und starke Dürren reagieren und die Existenz eines großen Anteils der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängt. „Der Mehrheit der Menschen, die besonders gefährdet sind durch Klimaschocks und Naturkatastrophen, sind die weltweit 2,5 Milliarden Kleinbauern, Hirten, Fischer und von Wäldern abhängige Menschen, die Nahrung und Einkommen aus erneuerbaren natürlichen Ressourcen beziehen“, so die Autoren. Veränderungen des Klimas beeinträchtigen schon heute die Produktion wichtiger Getreidesorten wie Weizen, Reis und Mais in tropischen und gemäßigten Regionen. Ohne eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Klimaschwankungen sei davon auszugehen, dass sich die Lage angesichts steigender und extremer werdender Temperaturen weiter verschlimmere. „Wenn wir bis zum Jahr 2030 eine Welt ohne Hunger und Mangelernährung erreichen wollen, ist es zwingend notwendig, dass wir unsere Maßnahmen beschleunigen und ausweiten. Nur so können wir die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit von Ernährungssystemen und Erwerbsmöglichkeiten stärken, damit die Menschen für Klimaschwankungen und Wetterextreme gerüstet sind“, heißt es im Vorwort.

Doch der Bericht hält noch weitere schlechte Nachrichten bereit: Weltweit sind immer noch 151 Millionen Kinder unter fünf Jahren aufgrund chronischer Unterernährung zu klein für ihr Alter (stunted), die meisten von ihnen in Afrika und Asien. Dazu kommen 50,5 Millionen Kinder unter fünf, die aufgrund von Mangelernährung zu wenig für ihre Größe wiegen (wasting). Gleichzeitig nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit rund um den Globus immer stärker zu: 2016 waren 672,3 Millionen Erwachsene fettleibig, ihr Anteil an der Weltbevölkerung stieg von 11,7% im Jahr 2012 auf 13,2%. „Am größten ist das Problem in Nordamerika, aber es ist besorgniserregend, dass selbst in Afrika und Asien, wo der Anteil am geringsten ist, ein Aufwärtstrend zu verzeichnen ist“, schreiben die Chefs der fünf UN-Organisationen. Der Bericht fordert die Umsetzung und Ausweitung von Programmen für besseren Zugang zu nahrhaften Nahrungsmitteln, um den generationenübergreifenden Zyklus der Mangelernährung zu durchbrechen. Es seien Marktregulierungen nötig, die vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten, gemeinsam mit Politiken, die die Verfügbarkeit und den Verzehr gesunder Nahrung förderten. „Es muss ein nachhaltiger Wandel hin zu einer ernährungsbewussten Landwirtschaft und entsprechenden Ernährungssystemen vollzogen werden, um sichere und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel für alle zu garantieren“, schlussfolgern die Autoren. (ab)

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