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16.05.2018 |

Studie: Fairtrade wirkt sich positiv auf die ländliche Entwicklung aus

KAkai
Fairtrade-Kakaokooperative in der Côte d'Ivoire (Foto: TransFair e.V. / Eric St-Pierre)

Fairtrade wirkt sich positiv auf die ländliche Entwicklung in den Anbauländern aus, doch trotz dieser Erfolge haben Kleinbauern in Zeiten des Klimawandels zu kämpfen. So lautet das Fazit einer Wirkungsstudie des Centrums für Evaluation (Ceval) in Saarbrücken, die von TransFair am 15. Mai zusammen mit den Umsatzzahlen des fairen Handels in Deutschland für 2017 am 15. Mai veröffentlicht wurde. Schon 2012 hatten Ceval den Beitrag des fairen Handels zur Armutsminderung und ländlichen Entwicklung untersucht – nun präsentiert die Folgestudie sechs konkrete Fallbeispiele von drei Kontinenten und zeigt die Wirkung von Fairtrade auf die langfristige ländliche Entwicklung von Kleinbauernorganisationen und Plantagen vor Ort auf. Unabhängig von Produkt und Region bietet der faire Handel Kleinbauern wichtige Entwicklungschancen, schlussfolgert die Studie, die Fairtrade-Produzentenorganisationen und nicht-zertifizierte Vergleichsgruppen unter die Lupe nimmt. „Die Feldforschung zeigte, dass Fairtrade über Kontinente hinweg dazu beiträgt, die Widerstandskraft der Kleinbauern zu stärken. In Zeiten von Krisen und Klimawandel leistet der faire Handel einen entscheidenden Beitrag, wirtschaftlich marginalisierte Gruppen in ländlichen Regionen des Südens zu unterstützen“, sagte Tatjana Mauthofer von Ceval.

Über den Zeitraum von fünf Jahren konnten die Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass der faire Handel Bäuerinnen und -bauern stärkte, indem er ihre wirtschaftliche Situation stabilisierte, Bildungsangebote ausbaute und das Bewusstsein für umweltschonenden Anbau nachhaltig förderte. Die Studie zeigte aber auch, dass der Klimawandel die kleinbäuerliche Landwirtschaft bedroht. Die Untersuchung zum Kakaoanbau in Ghana ergab, dass sich die Lage der Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in den letzten Jahren zunehmend verbesserte. Sie hatten ein höheres Einkommen als ihre konventionellen Kollegen, da sie ihre Produktivität steigern konnten und weniger Geld für landwirtschaftliche Produktionsmittel ausgeben mussten. Zudem profitierten Fairtrade-Kakaobauern von vielseitigen Weiterbildungsangeboten, z.B. zu Arbeitssicherheit, Einkommensdiversifizierung und nachhaltigen Anbaupraktiken – viele von ihnen kompostieren nun und integrieren Schattenbäume im Anbausystem. Ihre konventionellen Nachbarn hatten hingegen nur sehr unregelmäßig Zugang zu staatlichen Fortbildungen. Während Kinderarbeit vor fünf Jahren noch als Problem identifiziert wurde, gab es bei den untersuchten Fairtrade-Produzenten keine Fälle mehr.

Im Bananenanbau in Peru gelang es durch Fairtrade zwei von vier Kooperativen, zu starken, resilienten Institutionen heranzuwachsen, die nun wichtige Akteure sind, um ländliche Entwicklung anzustoßen. Der faire Handel stärkte kleine Produzentenorganisationen im Valle de Chira im Norden Perus. Die Mitglieder konnten ihr Einkommen dank der gezahlten Prämien, Investitionen in die Infrastruktur, Skaleneffekten und einer effizienteren Verarbeitung verbessern – alles Faktoren, die einzelne Bauern nicht hätten erzielen können. Die Fairtrade-Bauern konnten so in Wohnraum und die Bildung ihrer Kinder investieren. Die Studie zeigte, dass Kinder von Fairtrade-Produzenten vermehrt Universitätsabschlüsse anstreben und sich von der Landwirtschaft abwenden. Zudem belegt sie, dass starke Fairtrade-Kooperativen ihre Produzenten in Notsituationen, die zum Beispiel durch das El-Niño-Phänomen verursacht werden, unterstützen können, während nicht-zertifizierten Kooperativen meist die Kapazitäten dafür fehlen. Diese sind auf staatliche Hilfe angewiesen, die nur vereinzelt ankommt. Doch die Konkurrenz durch großflächige Bananenplantagen bereitet allen Kooperativen Sorgen und führt zu Preisdruck. Der Klimawandel zeigt in Peru bereits seine Auswirkungen.

In Deutschland boomte der Handel 25 Jahre nach Einführung von Produkten mit Fairtrade-Siegel gewaltig: 2017 wurden 1,33 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 15% gegenüber dem Vorjahr. Das umsatzträchtigste Produkt war Fairtrade-Kaffee mit 441,9 Millionen Euro. Mehr als 18.000 Tonnen wurden in Deutschland verkauft – ein Zuwachs von 8%. An zweiter Stelle folgten Fairtrade-Bananen mit 159 Millionen Euro Umsatz und über 87.000 Tonnen verkauften Bananen – 21% mehr als 2016. Die Produzenten im globalen Süden erhielten 2017 neben Markt- und Mindestpreisen zusätzlich über 25 Millionen Euro Prämien, die sie in Gemeinschaftsprojekte investierten. Doch es gibt noch Luft nach oben: „Mehr Wertschöpfung im globalen Süden ist nötig, um existenzsichernde Einkommen für Bauern- und Arbeiterfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu ermöglich“, sagte TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. „Wir alle müssen bereit sein, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben, um ausbeuterische Bedingungen in globalen Lieferketten zu beenden.“ (ab)

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