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14.11.2017 |

Wissenschaftler: Klimawandel steuert Erde auf gefährliche Kipppunkte zu

Ernte
Höhere Temperaturen gefährden die Erträge vieler Nutzpflanzen (Foto: CC0)

Die globale Erwärmung schreitet voran und bringt die Erde auf Kollisionskurs mit gefährlichen „klimatischen Kipppunkten“, lautet die eindringliche Warnung führender Wissenschaftler. Future Earth und Earth League, zwei internationale Allianzen von Nachhaltigkeitsforschern, veröffentlichten am Montag auf der Weltklimakonferenz COP23 „Die 10 'Must-Knows' zum Klimawandel“. „Entscheidende Fakten zum Klimawandel gehen manchmal im Getöse täglicher Verhandlungen verloren - auch auf Veranstaltungen wie dem UN-Klimagipfel“, betonte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Deshalb ist es wichtig, an den Grund zu erinnern, warum sich in Bonn zehntausende Menschen treffen: ein noch nie dagewesenes Risiko für die Menschheit durch die globale Erderwärmung, wie die Wissenschaft zeigt.“ Professor Johan Rockström, Leiter des Stockholm Resilience Centre und Vorsitzender der Earth League, unterstrich, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel nicht länger eine künftige Bedrohung darstelle. „Er ist da, er ist gefährlich und es wird noch schlimmer“, warnte er. „In den letzten zwei Jahren haben sich die Belege dafür gehäuft. Dass wir uns auf Kollisionskurs mit Kipppunkten des Systems Erde befinden“, fügte er hinzu. Wenn diese Grenzen überschritten werden, drohen dem Planeten abrupte und unumkehrbare Veränderungen in der Funktionsweise der Arktis, des Amazonasgebiets oder anderer Teile der Erde.

Die zehn Punkte des Papiers fußen auf unzähligen wissenschaftlichen Bestandsaufnahmen und Studien. Die Wissenschaftler warnen, dass der Klimawandel tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben und neuen Druck auf die Ernährungssicherheit und die Wasserversorgung vieler Länder weltweit ausüben werde. „Beschleunigte Veränderungen in den Ökosystemen der Erde sind eine erhebliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit und Existenz, da sie sich auf die Ernährung und Verfügbarkeit von Lebensmitteln auswirken und Erkrankungen der Atemwege und die Verbreitung von Parasiten begünstigen können.“ Zwei Beispiele: Einer neusten Schätzung zufolge könnten die Ernteerträge um 3-7% pro Grad Erwärmung sinken. Im Jahr 2050 werden mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten mit Wasserknappheit leben und mehr als eine Milliarde wird nicht über ausreichend Wasser verfügen. „Ohne Gegenmaßnahmen werden sich diese Gesundheitsgefahren mit der Zeit verstärken. Gegenden mit einer schlechten Gesundheitsinfrastruktur, vor allem in Entwicklungsländern, werden sich ohne Hilfe am schlechtesten auf Notsituationen vorbereiten und reagieren können.“ Ein weiterer Punkt: Auch Migrationsströme, innere Unruhen und gar Bürgerkriege werden durch den Klimawandel höchstwahrscheinlich verstärkt. 2015 wurden 19 Millionen Menschen weltweit durch Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse vertrieben und der Klimawandel werde die Zahl noch weiter in die Höhe schnellen lassen.

Punkt 8 auf der Liste ist ein Aufruf zum Handeln: „Die Welt muss rasch agieren: Wenn die Menschheit so viel Treibhausgasemissionen wie bisher ausstößt, wird schon in 20 Jahren das verbleibende CO2-Budget für die Einhaltung des 2-Grad-Ziels ausgeschöpft sein.“ Der Höhepunkt der Emissionen müsse bereits 2020 erreicht werden, damit sie sich bis etwa 2050 null annähern. Dazu müsse auch die Abholzung von Wäldern gestoppt, die Landwirtschaft von einer CO2-Quelle zur Kohlenstoffsenke werden und bestehende Kohlenstoffsenken zu Land und zu Wasser geschützt werden. Doch das ist laut den Experten noch nicht genug: Wenn die Ziele des Parisabkommens erreicht würden, müsse sich die Welt dennoch auf bereits einsetzende Veränderungen einstellen und widerstandsfähig werden. „Selbst wenn die Temperaturen unter 2 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter gehalten werden können, wird es in einigen Regionen ein erhöhtes Risiko geben für steigende Meeresspiegel, Waldbrände, Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit. Auch extreme Hitze, Krankheiten und Extremwetterereignisse können zunehmen“, warnen die Autoren. Die Bewahrung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit unserer Ökosysteme in Zeiten des Klimawandels – von Wäldern über Böden bis hin zu Ozeanen – erfordere eine globale Transformation hin zur Nachhaltigkeit. „Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Belege deutet darauf hin, dass nachhaltige Entwicklung mit einer Umstellung auf nachhaltige Ernährungssysteme, Energiesysteme ohne Kohle, widerstandsfähige Städte, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Menschen, gesunde Ozeane, sicheres Wasser und Schutz der Artenvielfalt den Grundstein für den Erfolg legt“, schlussfolgern die Forscher. (ab)

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