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15.09.2017 |

Zahl der weltweit Hungernden steigt auf 815 Millionen Menschen

Myanmar
Ausreichende Nahrung - für viele Menschen in Asien keine Selbstverständlichkeit (Foto: CC0)

Die Zahl der Hungernden weltweit ist wieder gestiegen: 815 Millionen Menschen leiden an Unterernährung - jeder neunte. Dies geht aus einem heute veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen hervor. Demnach litten 2016 rund 38 Millionen mehr Menschen Hunger als noch 2015. Die Herausgeber – die Landwirtschaftsorganisation FAO, der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), das Welternährungsprogramm (WFP), UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation – machen vor allem die Zunahme von gewalttätigen Konflikten und Klimakatastrophen für den Rückschritt verantwortlich. Der Großteil der weltweit Hungernden lebt mit 520 Millionen Menschen immer noch in Asien, gefolgt von Afrika mit 243 Millionen und Lateinamerika und der Karibik mit 42 Millionen. Doch nicht nur die absolute Zahl der Hungernden stieg, auch der Anteil der Hungernden an der wachsenden Weltbevölkerung kletterte von 10,6% auf 11%. Die prozentual am stärksten von Unterernährung betroffene Region ist Afrika: Dort leidet jeder Fünfte an Unterernährung, in Ostafrika sind es gar 33,9%. In Asien hungert fast jeder Achte (11,7%). Eingang in die Statistik findet rein rechnerisch nur, wer über ein Jahr lang im Schnitt weniger als etwa 1800 Kalorien zu sich nimmt.

Doch der Bericht hält noch weitere schlechte Nachrichten bereit: Weltweit gibt es immer noch 155 Millionen Kinder, die aufgrund chronischer Unterernährung zu klein für ihr Alter sind (stunted). Dazu kommen 52 Millionen Kinder unter fünf, die aufgrund von Mangelernährung zu wenig für ihre Größe wiegen (wasting). 41 Millionen Kinder sind übergewichtig. Die UN-Organisationen sprechen von einem Alarmsignal: Die Beseitigung des Hungers und aller Formen der Mangelernährung, wie im 2. UN-Nachhaltigkeitsziel anvisiert, wird nicht gelingen, wenn nicht alle Ursachen angegangen werden, die Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung bedingen. Der Bericht konzentriert sich dennoch vor allem auf eine einzige Ursache: Konflikte. „Das Scheitern bei der Verringerung des Hungers in der Welt ist eng mit der Zunahme von Konflikten und Gewalt in mehreren Teilen der Welt verknüpft“, schreiben die Chefs der fünf Organisationen im Vorwort. „Während des letzten Jahrzehnts hat die Zahl der Konflikte dramatisch zugenommen und sie wurden komplexerer und verfahrener. Der höchste Anteil an ernährungsunsicheren oder mangelernährten Kindern ist in Ländern zu finden, in denen Konflikte vorherrschen. Und die Lage ist noch alarmierender in Staaten, die durch lang anhaltende Konflikte und schwache Institutionen gekennzeichnet sind.“ Unterernährung und Konflikte sind eng verknüpft: „60% der Hungernden leben in Krisengebieten – dieser Hunger ist vermeidbar und von Menschen verursacht“, betonte WFP-Exekutivdirektor David Beasley auf der Pressekonferenz in Rom. Er bezeichnete die Rückschläge bei der Hungerbekämpfung angesichts des weltweiten Wohlstands als eine Schande. Das Risiko, an Unterernährung zu leiden, ist für Menschen in Ländern mit lange anhaltenden Krisen 2,5 Mal höher als andernorts. Aber auch klimabedingte Krisen, wie Dürren und Überflutungen, verstärkten den Hunger. Der Bericht nennt den Südsudan, Somalia, den Nordosten Nigerias und den Jemen als aktuelle Beispiele.

„Die meisten Konflikte treffen besonders ländliche Gebiete und deren Bevölkerung hart und bedrohen die Landwirtschaft, die Ernährungssysteme und Existenzen. In vielen Konfliktländern ist die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung für die Ernährungssicherheit großer Teile der Bevölkerung“, warnt der Bericht. Im Schnitt leben 56% der Bevölkerung in Konfliktländern in ländlichen Gebieten, wo die Existenz größtenteils von der Landwirtschaft abhängt. In einigen Ländern mit lange anhaltenden Konflikten beträgt der Anteil mehr als 80%, zum Beispiel in Burundi, Äthiopien und Niger. Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit könnten zudem auch einige Ursachen von Konflikten abschwächen, z. B. manche Menschen davon abhalten, sich bewaffneten Gruppen anzuschließen oder illegale Aktivitäten aufzunehmen, so die Autoren. „Mehr Stabilität bei den Lebensmittelpreisen und ein Erstarken der Landwirtschaft und Lebensmittelmärkte vor Ort könnte verletzlichen Menschen und Haushalten dabei helfen, mit den Auswirkungen von Konflikten besser umzugehen. (ab)

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