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28.04.2017 |

Proteste gegen Bayer-Monsanto: Gefahr für Kleinbauern und Saatgutvielfalt

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Bayer-Monsanto (Foto: Friends of the Earth Europe, bit.ly/3CC-BY-NC-SA20, bit.ly/foee8)

Anlässlich der Bayer-Hauptversammlung am 28. April häufen sich die Proteste gegen eine Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto durch den deutschen Chemieriesen. Das Bündnis „Stop BAYER/Monsanto!“ hat zu einer Demonstration auf dem Platz der Vereinten Nationen in Bonn aufgerufen, den die Bayer-Aktionäre auf ihrem Weg ins World Conference Center passieren. Bereits im Vorfeld hatten entwicklungspolitische Organisationen eindringlich vor den Folgen einer Übernahme von Monsanto durch Bayer gewarnt. Die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor sowie INKOTA betonten in einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass nach der Fusion und den geplanten Zusammenschlüssen von Dow-DuPont und ChemChina-Syngenta drei Megakonzerne fast zwei Drittel des weltweiten Marktes für Saatgut und Agrarchemikalien kontrollieren würden und damit enormen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die Ernährung von Milliarden Menschen haben würden. „Kommt es zur Fusion, schrumpft der Raum für nichtkommerzielle Alternativen, weil die Marktmacht zu überwältigend ist“, sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. „Saatgutzüchtungen werden dann nur noch an den Interessen weniger Konzerne orientiert. Folge der Marktkonzentration werden vermutlich der weitere Verlust der Nutzpflanzenvielfalt, steigende Saatgutpreise und die verstärkte Abhängigkeit der Bauern von Düngemitteln und Pestiziden sein.“

Die Organisationen befürchten, dass vor allem Kleinbauern in Entwicklungsländern darunter leiden werden. Noch vermehren sie ihr lokal angepasstes Saatgut meist selbst, tauschen es aus und entwickeln es so weiter. Das von Bayer und Monsanto geförderte Agrarmodell setze dagegen auf großflächig industriell vertriebenes Saatgut und den Einsatz von Agrarchemikalien. „Der massive Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden hat vor allem im Globalen Süden verheerende Folgen“, warnt MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Denn dort fehle es oft an staatlichen Regulierungen zum Pestizideinsatz und Aufklärung über Schutzmaßnahmen. „Partnerorganisationen berichten von gesundheitlichen Schäden durch den intensiven und ungeschützten Einsatz von Pestiziden, von verseuchten Böden und Wasserquellen“, berichtet Pirmin Spiegel.

Doch der Protest richtet sich nicht nur an die Konzerne, sondern auch an die EU-Wettbewerbshüter. Anfang April hatte die EU-Wettbewerbskommissarin grünes Licht für die Fusionen von ChemChina und Syngenta sowie Dow und Dupont gegeben. Auch die Hochzeit von Bayer und Monsanto könnte durchgewunken werden, weil die Wettbewerbskontrolle den Übernahmeprojekten der global agierenden Konzerne zu wenig entgegensetzen kann. Rund 20 umwelt-, entwicklungs- und agrarpolitische NGOs haben daher eine „Streitschrift gegen die Ohnmacht der Wettbewerbskontrolle“ veröffentlicht. Darin fordern sie strengere Regeln für Unternehmenszusammenschlüsse und weitere Maßnahmen, um Konzernmacht zu begrenzen. „Diese Fusionswelle zeigt: Wir kommen an der Frage nach der Kontrolle der Konzernmacht nicht vorbei“, sagt Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die EU von den über 300 Fusionsanträgen im Jahr 2015 keinen zurückgewiesen hat. Auch das Bundeskartellamt stoppte seit 1990 von 2.000-4.000 im Zeitraum von jeweils 24 Monaten angemeldeten Fusionen nur 5 bis 20. „Wozu haben wir eigentlich Kartellämter, wenn praktisch jede Fusion durchgewunken wird?“, fragt sich Maier. Am 29. April gehen die Proteste in Berlin weiter: Das Bündnis Stop Bayer/Monsanto! ruft zur Demo auf. (ab)

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