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26.04.2017 |

Direktverkauf von Agrarprodukten bringt Vorteile für Verbraucher und Kleinbauern

Gms
Gemüse auf dem Markt (Foto: CC0)

Kurze Lieferketten für Lebensmittel und der Direktverkauf auf regionalen Märkten sind für Kleinbauern und Verbraucher in Europa gleichermaßen ein Gewinn. Darauf macht ein Artikel von Euractiv in der Reihe „EU-Landwirte unter Druck“ aufmerksam, der sich auf eine Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des EU-Parlaments stützt. Die im September 2016 erschienene Studie nennt als Vorteile von kurzen Lebensmittelketten und lokalen Ernährungssystemen fairere Preise und höhere Einkommen für Landwirte, Zugang zu frischen und saisonalen Produkten für die Verbraucher, geringere Umweltauswirkungen durch kürzere Transportwege und weniger Verpackung sowie einen stärkeren sozialen Zusammenhalt auf lokaler Ebene. Dem Papier zufolge haben 2015 rund 15% der europäischen Bauern mehr als die Hälfte ihrer Produkte direkt an die Konsumenten verkauft. Meist handelt es sich hier um kleine Betriebe, denn bei großen Höfen sind es nur 3%, die mehr als die Hälfte ihrer Erzeugnisse direkt an den Mann oder die Frau bringen. In den Mitgliedsstaaten schwankt der Anteil: Während in Frankreich 21% und in Griechenland gar 25% aller Höfe im Direktverkauf tätig sind, setzen in Malta, Österreich und Spanien nur 5% der Betriebe darauf.

Meist handelt es sich bei den Lebensmitteln im Direktverkauf um frisches Obst und Gemüse, gefolgt von tierischen Produkten und Getränken. Oft sind es laut den EU-Wissenschaftlern Bio-Produkte, auch wenn sie nicht immer zertifiziert sind. „Bio-Landwirte waren die Pioniere der kurzen Lieferketten, von der Gründung von Erzeugermärkten und Hofläden hin zu solidarischer Landwirtschaft. Kurze Lieferketten helfen dabei, dass sich Erzeuger und Verbraucher wieder näher kommen“, sagte Eric Gall, stellvertretender Leiter und Policy Manager bei IFOAM EU, gegenüber Euractiv. „Außerdem werden gerechtere Preise für Beschäftigte in der Landwirtschaft erzielt.“ Genau das bestätigt die Studie: „Den Erzeugern ermöglicht es der direkte Verkauf von Agrarerzeugnissen an die Verbraucher, einen größeren Anteil des Marktwertes der Produkte einzubehalten, da Zwischenhändler wegfallen. Das kann ihr Einkommen erhöhen“, schreibt der Wissenschaftliche Dienst.

In der EU kaufen immer mehr Menschen ihre Lebensmittel direkt auf Bauernmärkten, direkt vom Hof, durch Gemüsekisten oder Formen der solidarischen Landwirtschaft. Die Studie zitiert Umfragen von Eurobarometer, wonach neun von zehn EU-Bürger der Ansicht sind, dass der Direktkauf Vorteile hat, etwa in Bezug auf die Frische und den Nährwert der Produkte oder die Umweltfreundlichkeit und den CO2-Fußabdruck der Anbaumethoden. Vier von fünf Europäern erachteten „die Stärkung der Rolle der Landwirte in der Lebensmittelkette“ zudem als fair und sehr wichtig. „Die beidseitigen Vorteile durch lokale Ernährungssysteme und kurze Lebensmittelketten erklären, warum diese in letzter Zeit in allen EU-Staaten an Boden gewonnen haben“, so die Studie. „Sie sind eine Alternative zu konventionellen, längeren Nahrungsmittelketten mit großen Händlern wie Supermärkten, in denen Verbraucher anonyme Lebensmittel kaufen ohne Hinweis auf den dem Produzenten gezahlten Preis. Sie sind eine Form, um Konsumenten und Erzeuger zu verbinden und die Agrarpoduktion zu relokalisieren.“

Doch die Studie nennt auch Hürden für den Ausbau der Direktvermarktung. Die Produktionsmengen in kurzen Lieferketten seien oft beschränkt und die Nachfrage größerer Kunden, wie z.B. öffentlichen Einrichtungen, könne nicht immer bedient werden. Der Einstieg in den Direktverkauf erfordere zudem Wissen und Fertigkeiten, Papierkram und Investitionen in Gebäude und Räumlichkeiten für den Verkauf. Laut Genevieve Savigny, Politikberaterin des europäischen Koordinations-Kommittees „Via Campesina“, brauchen daher Familienbetriebe, die ohnehin schon angesichts der wachsenden Konzentration der Agrobusiness mit massiven Problemen zu kämpfen hätten, z.B. Milchviehbetriebe, mehr Unterstützung durch die EU-Agrarpolitik (GAP). „Für Produzenten, die direkt verkaufen, muss die GAP Investitionen in Geräte, die im Betrieb oder in der Genossenschaft genutzt werden, ermöglichen.“ Direkte Zahlungen sollten Savigny zufolge pro ‚aktiver Person‘ getätigt werden, nicht pro Hektar bewirtschafteter Fläche. „Wir brauchen eine faire GAP, um sicherzustellen, dass Bauern angemessene Preise und Einkünfte erzielen können”, fordert Savigny. (ab)

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