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24.03.2017 |

Weltwasserbericht: Abwasser birgt enormes Potenzial für die Bewässerung

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Abwasser als Alternative zur Bewässerung mit Trinkwasser?(Foto: CC0)

Die Unmengen an Abwasser aus Haushalten, der Landwirtschaft und der Industrie, die oft ohne angemessene Behandlung in die Umwelt abgeleitet werden, sind eine weitgehend ungenutzte Ressource. Dabei würde die Nutzung von Abwasser Vorteile für die Umwelt und die menschliche Gesundheit, die Ernährungs- und Energiesicherheit und den Klimaschutz mit sich bringen. Darauf machen die Vereinten Nationen am 22. März anlässlich des Weltwassertags mit ihrem neuen Weltwasserbericht aufmerksam. „Ist Abwasser das neue schwarze Gold?“, lautet gar die Überschrift der Pressemitteilung zur Präsentation des jährlich erscheinenden Berichts. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 80% des Abwassers weltweit unbehandelt abgeleitet wird. „Abwasser ist eine wertvolle Ressource in einer Welt, in der Wasser endlich ist und die Nachfrage steigt“, betont Guy Ryder, Chef von UN-Water und Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation.

Der Wasserbedarf hat in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen: Dem Bericht zufolge hat sich seit 1960 die Fläche für Bewässerungsfeldwirtschaft von 1,4 Millionen Quadratkilometer im Jahr 1961 auf etwa 3,2 Millionen im Jahr 2012 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Nutztiere verdreifachte sich von 7,3 Milliarden Einheiten im Jahr 1970 auf 24,2 Milliarden. Auch die Aquakultur hat sich seit den 1980er Jahren etwa verzwanzigfacht. Auf die Landwirtschaft entfällt 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs. In vielen Ländern wird unbehandeltes oder verdünntes Abwasser bereits für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt - Schätzungen zufolge auf 5 bis 20 Millionen Hektar Fläche weltweit, vor allem in China. In Jordanien wird zum Beispiel etwa 90% des behandelten Abwassers für die Bewässerung genutzt und in Israel macht aufbereitetes Abwasser die Hälfte des für die Bewässerung eingesetzten Wassers aus. Doch es gebe noch viel verschenktes Potenzial, vor allem in Afrika.

Der Bericht warnt jedoch auch vor den Gefahren der Wasserverschmutzung, unter anderem durch die Landwirtschaft: Düngemittel und Agrochemikalien würden über das für Nutzpflanzen absorbierbare Maß hinaus eingesetzt und ausgewaschen. Zu den Schadstoffen landwirtschaftlichen Ursprungs gehörten organische Materie, Pathogene, Metalle und neue Schadstoffe, so der Bericht. In den letzten 20 Jahren seien zudem neue landwirtschaftliche Schadstoffe aufgetreten wie Antibiotika, Impfstoffe, Wachstumsförderer und Hormone, die über Nutztierhaltung und Aquakultur in den Wasserkreislauf geraten. Dies berge Gesundheitsgefahren, wenn Pflanzen mit unbehandeltem Abwasser bewässert würden. Ziel sei also eine verbesserte Abwasserbehandlung durch eine Kreislaufwirtschaft, die die verschiedenen Abwasserflüsse kontrolliert und reguliert. Dieser beginne bei der Vermeidung und Reduzierung von Verschmutzung beim Verursacher, denn wenn Schadstoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen, sei dies deutlich günstiger als die spätere Abwasserbehandlung.

Zudem sei eine bessere Abwassersammlung und Aufbereitung notwendig. Die Nutzung von Abwasser als alternative Wasserquelle müsse stärker gefördert werden. Abwasser berge aber auch ein enormes Potenzial für die Gewinnung von Energie und Nährstoffen. Zum Beispiel kann Phosphor, eine endliche Ressource, aus Abwasser oder Abwasserschlamm zurückgewonnen werden. Auf diesem Weg könnte 22% des globalen Phosphorbedarfs gedeckt werden, schätzt die FAO. „Wir leben in einer Welt, in der der Süßwasserbedarf stetig steigt und in der begrenzte Wasservorkommen durch übermäßige Entnahme, Verschmutzung und Klimawandel zunehmend unter Druck stehen. Daher ist es alternativlos, die Chancen einer verbesserten Abwasserbewirtschaftung mit Blick auf eine Kreislaufwirtschaft zu nutzen“, lautet das Fazit des Berichts. (ab)

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