News

20.02.2017 |

Wildkräuter stehen auf Bio: Studie belegt höhere Artenvielfalt auf Ökoäckern

Schertler
Ackerwildkräuter auf Bioacker (Katharina Schertler/ Bioland)

Auf ökologisch bewirtschafteten Äckern findet sich eine deutlich höhere Vielfalt an Wildkräutern als auf konventionellen Flächen. Das zeigt eine Erhebung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die vom WWF Deutschland beauftragt wurde. Demnach ist nicht nur die Vielfalt an Ackerwildkräutern um bis zu neunmal größer – es finden sich auf Bioäckern auch bis zu 20 Mal mehr Exemplare. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler des ZALF insgesamt 155 ökologisch und konventionell bewirtschaftete Felder in 5 Regionen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs. Auf jedem Acker erfassten sie auf drei Probeflächen Wildkräuter mit so klangvollen Namen wie Acker-Hundskamille, Gewöhnlicher Reiherschnabel, Mäuseschwänzchen und Zottelwicke. Das Ergebnis: Die Vielfalt war auf Bioflächen im Schnitt drei- bis neunmal höher, die Ackerwildkräuter waren auf den Ökoflächen vier- bis 20-mal häufiger vertreten. Zudem betrug auf den Bioflächen die Bodendeckung der Ackerwildkräuter 18% bis 37%, während es auf den konventionell bewirtschafteten Flächen im Schnitt nur bis zu 7% waren.

Diese bunte Vielfalt auf den Feldern ist nicht nur hübsch anzusehen, sie liefert auch Bestäubern eine wichtige Nahrungsquelle: „Hummel und Biene finden länger einen reich gedeckten Tisch, denn Kornblume, Lämmersalat oder Feld-Rittersporn blühen zu unterschiedlichen Zeiten“, erklärt Christoph Heinrich vom WWF. Gibt es mehr Bestäuber und Insekten, finden auch die seltener werdenden Vögel der Agrarlandschaft leichter Nahrung. Doch leider ist es um die Artenvielfalt auf den Äckern insgesamt schlecht bestellt: „Die jahrzehntelange Intensivierung in der Landwirtschaft hat zu einem dramatischen Rückgang dieser Artengruppe geführt“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Zwischenbericht. Gut ein Drittel der etwa 350 in Deutschland auf Äckern vorkommenden Arten gelten bundesweit als gefährdet. Hauptursachen für die Abnahme und Gefährdung sind den Forschern zufolge der flächendeckende Einsatz von Pestiziden, die hohe Düngung, vor allem in Form von Mineraldünger und Gülle, sowie die geringe Vielfalt an angebauten Kulturen. „Wir stehen kurz vor einem Arten-Kollaps auf unseren Feldern und Wiesen“, warnte Heinrich. Er fordert ein Verbot von Totalherbiziden. „Verboten gehören auch Neonikotinoide, mit denen Saatgut behandelt wird. Sie stehen in Verdacht, das Bienen- und Insektensterben mit zu verursachen“, so Heinrich weiter.

„Noch ist eine Trendwende möglich, wenn es gelingt, die Fläche des Ökolandbaus zügig erheblich auszuweiten“, betonte Heinrich. Dem schloss sich auch der Sprecher für Bioökonomiepolitik der Grünen im Bundestag, Harald Ebner, an: „Die Untersuchung zeigt sehr anschaulich und mehr als deutlich, welche Bedeutung der Ökolandbau weit über seine eigenen Produkte hinaus hat“, sagte er Topagrar. Die Biofläche legte in Deutschland zuletzt ordentlich zu: Nach aktuellen Zahlen des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wuchs die Ökofläche 2016 auf 1.185.471 Hektar – ein Plus von 8,9% gegenüber 2015. Doch die Fläche hinkt immer noch der Nachfrage der Verbraucher hinterher und viele Landwirte zögern mit der Umstellung, da ausreichend Unterstützung fehlt. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte zum Auftakt der Biofach-Messe seine „Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“ vorgestellt, mithilfe derer er den ökologischen Landbau in Deutschland stärken und den Anteil der Biofläche ausweiten will. Dafür hat er das 20%-Ziel neu entdeckt, das sich die Bundesregierung erstmals im Jahr 2002 setzte. Erreichen will Schmidt den Bioanteil von 20% „mittelfristig“, aber zumindest noch „zu Lebzeiten“. Das ist Harald Ebner zu schwammig: „Wir brauchen auch im Bund kein Nachkleckern, sondern konkrete Öko-Ausbauziele, einen Zeitplan, und vor allem die Bereitschaft, in Aus- und Weiterbildung, Verbraucherkommunikation, Marktentwicklung und in Forschung, Züchtung und ökologische Alternativen zu investieren.“ (ab)

Back to news list

Donors

Donors of globalagriculture Bread for all biovision Bread for the World Misereor Heidehof Stiftung Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Rapunzel
English versionDeutsche VersionDeutsche Version